Dienstag, 20. Dezember 2011

Führerproblem, genetisch betrachtet


Als Gott am ersten Wochenende
die Welt besah, und siehe, sie war gut,
da rieb er sich vergnügt die Hände.
Ihn packte eine Art von Übermut.

Er blickte stolz auf seine Erde
und sah Tuberkeln, Standard Oil und Waffen.
Da kam aus Deutschland die Beschwerde:
„Du hast versäumt, uns Führer zu erschaffen!“

Gott war bestürzt. Man kann’s verstehn.
„Mein liebes deutsches Volk“, schrieb er zurück,
„es muß halt ohne Führer gehn.
Die Schöpfung ist vorbei. Grüß Gott. Viel Glück.“

Nun standen wir mit Ohne da,
der Weltgeschichte freundlich überlassen.
Und: Alles, was seitdem geschah,
ist ohne diesen Hinweis nicht zu fassen.

(Erich Kästner)

Essentielle Musikvideos Teil 6

No comment:


Southern trees bear a strange fruit,
Blood on the leaves and blood at the trees,
Blood bodies swinging at the southern breeze,
Strange fruit hanging from the opular trees.

Pastoral scene of the gallant south,
The bulging eyes and the twisted mouth,
Scent of magnolias, sweet and fresh,
Then the sudden smell of burning flesh.

Here is fruit for the clows to pluck,
For the rain to gather, for the wind to suck,
For the sun to rot, for the wind to drop,
Here is strange and bitter crop.

(Billie Holliday)

Sonntag, 18. Dezember 2011

Wozu noch schreiben?

Nach mehr als fünf Jahren stellt sich die Frage für mich ganz konkret. Wozu noch einen (inzwischen schon anachronistisch anmutenden) Blog pflegen? Haben neue Kommunikationsformen diesen nicht schon längst überflüssig gemacht? Als Medium der Selbstfindung diente der Zeittotschläger ohnehin nicht. Vielmehr bündeln sich hier willkürlich anmutende Repräsentationen von Seinsformen, deren Wesensgehalt weit über die Möglichkeiten der begrenzten Form hinausweisen müssen, zumal sich die Beiträge seit geraumer Zeit ohnehin meist in Verweisen auf fremde Gedanken erschöpfen. Auch deshalb begrenzt sich die Anzahl der regelmäßigen Leser auf eine recht überschaubare Zahl, die von der Anzahl an zufälligen Besuchern weit übertroffen wird. 

Der Autor hadert regelmäßig mit Sinn, Struktur und Inhalt dieser Seite, mit dem Spannungsverhältnis von Intimität und Distanz, Arbeit und Leben, Verblendung und Wahrhaftigkeit, und der damit verbundenen Themensetzung, die von Inkonsistenz und Inkonsequenz geprägt ist. Die zentrale Frage ist daher eine ganz grundsätzliche: Wie lässt sich eine unförmige Form wie diese sinnvoll weiterführen, wo sich nicht einmal die Ich-Maschine sicher ist, wozu genau sie das überhaupt tut?

Freitag, 16. Dezember 2011

Joel Bird

 Setiment of sediments

Drive to the mountains

Dienstag, 13. Dezember 2011

Dein Kerker bist du selbst

Die Welt, die hält dich nicht, du selber bist die Welt,
Die dich in dir mit dir so stark gefangen hält.

(Angelus Silesius, 1624-1677)