Donnerstag, 31. Dezember 2015

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Flüchtige Notizen VII: Diktatorisch

20.11.2005:

Nur soviel: dass die Diktatur des Proletariats in seinen Effekten genau so wenig gerecht sein kann wie die Diktatur einer Minderheit und in seinen Effekten dem ursprünglich gewollten ganz entgegengesetzte Wirkungen erzielen kann, dürfte durch die Geschichte des real existierenden Sozialismus einigermaßen einleuchtend sein. Dass die Menschheit an sich jedoch absolut nicht imstande ist, jemals den Kommunismus zu erreichen erklärt sich für mich durch die Unmöglichkeit, alle Menschen unter einem gleichen Gedanken zu vereinen ohne Zwang auszuüben. Jeder Versuch muss zwangsläufig in eine Überwachungs- und Erziehungsdikatur münden, da jeder Mensch ein gewisses Maß an (zugegebenermaßen oft irrationaler) Distinktion anstrebt, in jedem System. Und damit geht nicht nur die Freiheit, sondern gleichzeitig auch die Gleichheit unter, weil es mindestens eines Ungleichen (eines Tyrannen wie Stalin, einer Parteidiktatur, eines Systems der Systemprofiteure, einer elitären Kontrollinstanz, etc.) bedarf. Damit aber unterläuft und korrumpiert sich das System selbst, wird also ein Unrechts- und Ungleichheitsstaat unter dem Banner von Gleichheit und Gerechtigkeit. Es entsteht Unsicherheit, Angst, und damit die Tendenz zur Anpassung und Unterordnung. Konflikte werden unter den Teppich gekehrt oder mit Gewalt unterdrückt. Die dynamische Selbstregulierung einer Gesellschaft wird unterlaufen und damit erstarrt das System - oder es gerät auf fatale Irrwege.