Freitag, 30. November 2007

Bunny



Bunny war 1998 einer der ersten Animationsfilme - und setzte damit Standards. Der nur siebenminütige Film gewann über 25 internationale Preise, darunter gar einen Oscar. Er handelt von Liebe und Tod, aber auch von Wiedervereinigung und einem möglichen Leben nach dem Tod. Die Musik stammt von Tom Waits, Regie und Drehbuch von Chris Wedge. Viel Spaß damit!

Welk



Ein heller, warmer Sonnenstrahl,
ein klares, kleines Licht,
doch meine Welt ist grau und fahl,
und faltig mein Gesicht.

Ich schau ins Grün, seh all das Leben,
auch wenn es sichtbar bald verwelkt
von seiner Kraft kann es nichts geben,
bevor es in sich selbst zerfällt,

seh beständig nur das Dunkle,
weil dunkel es auch ist in mir,
dass mein Auge wieder funkle,
wünsche ich mir im Jetzt und Hier.

Lang ist es her, dass Sterne strahlten
über meinem Haupt so klar,
die Tage waren gleich gemalten,
alle Nächte frei und wahr.

Heute gleichen sie grauen Ratten,
die Tage halt ich kaum noch aus,
denk an den Glanz, den sie einst hatten,
geh selten in die Welt hinaus.

Sie ist mir fremd, ein dunkles Grau,
beweg mich in ihr ungelenk,
verschanz mich stets in meinem Bau,
was immer ich auch mach und denk:

noch selten komm ich da heraus,
aus den Zweifeln und den Ängsten –
wär ich nur keine graue Maus
könnte ich noch selbst den längsten

Weg alleine und erfolgreich gehn,
niemand hielt mich dann noch auf,
die Welt im Innersten auch verstehn
dann bei meinem Lebens-Lauf.

Noch strauchle ich, bin viel zu träge,
noch steigt kein Fünkchen Hoffnung auf,
noch seh ich nichts, und doch erwäge
bald ich schon einen neuen Lauf.

Dinge, die ich vor mir seh,
Wege, die zu gehen sind,
die ich dann alsbald versteh
kommen schließlich nicht geschwind.

Das Leben, es braucht seine Zeit,
neue Wege zu entfalten,
ich hoffe ich bin dann bereit,
mein Leben auch zu erhalten.

Bis dahin bleibt vieles grau,
das muss ich leider akzeptieren,
und ein neues, tiefes Blau
auch weiterhin nur fantasieren.

(Herbst 2007)

Samstag, 24. November 2007

Jenseits gängiger Klischees


Mein erstes richtiges Konzert seit einem halben Jahr - früher ein undenkbarer Zustand, bei den gegenwärtigen Preisen und angesichts meines bisherigen, nicht gerade konzertfreundlichen Wohnortes leider Realität. Aber nicht nur deshalb ist meine Vorfreude auf den Abend enorm, schließlich haben sich mit Boban und Marco Markovic zwei der besten Balkantrompeter angekündigt. So war ich auch zunächst etwas irritiert, in der Trierer Tufa einen bestuhlten Saal vorzufinden, der immerhin noch ein paar Meter vor der Bühne Platz für etwaige Tanzfreudige ließ.

Als schließlich zwölf unscheinbare Herren (neun Bläser, drei Schlagzeuger) die Bühne betreten und mit einem extrem langsamen, melancholischen Stück beginnen, bleibt das gut durchmischte Publikum auch zunächst recht ruhig. Zunächst ist nur der Applaus stürmisch, was sich erst ändern sollte, als die Musiker nach und nach das Tempo anziehen.

Dass die Deutschen nicht zu den begabtesten Tänzern zu zählen sind, ist sicher kein Geheimnis, wurde uns (und den sichtlich amüsierten Roma) aber wieder einmal exemplarisch an den ersten wagemutigen Tänzern vorgeführt. Fehlendes Rhythmusgefühl gepaart mit einer Prise Bewegungslegasthenie – die Band scheint es nur zu noch vertrackteren Rhythmen und –wechseln animiert zu haben…

Denn Boban und sein Sohn Marco Markovic sind zwei der begnadetsten Trompeter nicht nur des Balkans. Sie sind die zwei besten Trompeter, die ich je live erleben durfte. Zusammen mit den anderen sieben Bläsern fabrizieren sie eine Blasmusik, wie man sie sich angesichts der hiesigen verschnarchten Blaskapellen nur schwer vorstellen kann. Die dabei entstehende Lärmkulisse wirkt durchaus wild, entgeht dabei aber geschickt den gängigen Balkan-Klischees. Am besten sind sie dabei immer dann, wenn Boban Markovic mal nicht singt (was durchaus auch seinen Reiz hat) und beide sich einen Wettstreit an den Trompeten liefern.

Und da die Herren aus Vladicin Han, dem serbischen Zentrum des Gypsy Brass, das traditionelle Repertoire mit Elementen aus Jazz, lateinamerikanischer Musik und etwas Pop anreicherten, verharren sie auch nicht in reiner Folklore – ihre Musik wird dadurch universell (womit sich auch die unheimliche momentane Beliebtheit dieser Musik erklären könnte). Das merkt in der Tufa irgendwann auch der letzte – und so fordert das nach anderthalb Stunden und einer stetig schneller und lauter gewordenen Musik heftig in Wallung geratene Publikum auch lautstark nach Zugaben.

Einige Zugaben für den interessierten Leser: Über Guča, seit 1961 Ort des wohl wichtigsten und größten Musikfestivals auf dem Balkan, gibt es sowohl einen gleichnamigen Kinofilm, in dem Marco Markovic eine Hauptrolle als einer von zwei um die "Goldene Trompete konkurrierenden Trompetern spielt, sowie eine gleichnamige Doku, die das „serbische Woodstock“ mit seinen bis zu 300.000 Zuschauern unter die Lupe nimmt. Gute Videos von Boban Markovic selbst habe ich leider keine gefunden, nur den schon recht bekannten Bukovina Dub, in dem Shantel ein Stück von Markovic etwas überarbeitet (und vereinfacht) hat...