Donnerstag, 18. September 2008

High Fidelity Teil 4



Heute: Gitarrensongs mit Überlänge

5. Savoy Grand - Change is an engine: Reduktion, Entschleunigung, Sanftheit und Räumlichkeit sind die Prinzipien dieser englischen Band. Und "Change is an Engine" verkörpert alle Stärken dieser extrem langsamen Musik, die sich Stück für Stück in den Gehörgang fräst.

4. Logh - Thieves in the palace: Mit ihren letzten Album "North" lieferten Logh ihr melodiösestes Meisterstück ab und entfernten sich endgültig von den kühlen, kargen, instrumental geprägten Klanglandschaften der ersten Alben. Was sie dennoch von vergleichbaren Bands unterscheidet ist ihre Fähigkeit, auch über acht Minuten ein schlüssiges, eingängiges und keineswegs aufgeblasenes Kleinod zu erschaffen, an dem keine einzige Note und keine einzige Zeile unnötig erscheint. Und so verbindet dieses Stück, das im Internet leider nirgends verfügbar ist, die Ursprünge der Band im Postrock mit der neuen Lust an klassischen Songstrukturen und Melodien.

3. Long Distance Calling - Fire in the mountain: Im April dieses Jahres hatte ich das Glück, auf dem exzellenten Roadburn-Festival in Tilburg/NL Bekanntschaft zu machen mit dieser noch sehr jungen deutschen Postrockformation, die alle Tugenden dieses Genres verkörpert, und von denen in Zukunft noch einiges zu erwarten ist. Fire in the mountain war der erste Song der Münsteraner überhaupt - und schon der hat es in sich. Langsam, aber heftig entwickelt sich, unterstützt von einem exzellent auf den Punkt spielenden Drummer. eine Gitarrenwand, die gnadenlos vom Hörer Besitz ergreift.

2. Sonic Youth - Trilogy: Die 14minütige Trilogy (im Internet leider nur in seinen einzelnen Teilen verfügbar) bildet den Abschluss von Daydream Nation. Wer sich mit diesem für SY-Verhältnisse recht eingängigen Werk nie so recht hat anfreunden können, der wird mit dem opulenten Noise des letzten Songs definitiv entschädigt. Die ersten beiden Teile übernimmt Thurston Moore, der mit "The Wonder" zunächst schnell beginnt, um dann mit "Hyperstation" das Tempo herauszunehmen und einen repetetiven, hypnotischen Noise aufzubauen, der schließlich in den letzten zweieinhalb Minuten durch Kim Gordons punkiges "Eliminator Jr." gnadenlos zerstört wird. Grandios!

1. Mogwai - Take me somewhere nice: Wer jung und männlich ist und aus einer so hässlichen, regnerischen Stadt wie Glasgow stammt, muss wohl entweder seine Zeit in Pubs & Fußballstadien verbringen - oder er gründet eine Band. Die Herren von Mogwai haben sich glücklicherweise für letzteres entschieden und beglücken uns nun seit mehr als zehn Jahren mit ausufernden, meist instrumentalen Klanglandschaften. "Take me somewhere nice" ist eines der wenigen Stücke, das sich ausgewählter, aber kaum verständlicher Worte bedient, wobei sich die Stimme wie ein weiteres Instrument einfügt und unterordnet und somit den Sinn des mysteriösen Textes mehr verschleiert denn offenbart. In den sieben Minuten dieses Stückes , das sich auf einem der schwächsten Alben der Band befindet, passiert eigentlich recht wenig. Aber das wenige, das passiert, ist mit das Intensivste und Atmosphärischste, was diese sich stets neu erfindende Band je geschaffen hat.

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