Donnerstag, 27. August 2009

Schwarze Lippen



Mein erstes Konzert

von Jay aus China

20. August, es ist schwül, trüb, das Wetter scheint schlechte Laune zu haben. Es lässt die Leute nicht in Ruhe. Aber mein Herz ist sowieso wie ein springendes Reh. Drei Ritter sind unterwegs auf meinem ersten Konzert. Oh nein, nur ich bin unterwegs zu meinem ersten Konzert.

Stuttgart war noch nie ein Fremdwort für mich, aber eine fremde Stadt. Ich weiß nicht, wie diese Stadt entstanden ist. Nach fünf Minuten rumlaufen stelle ich fest, dass Stuttgart aus türkischen Dönerläden, Musik, Ausländern und Wirtschaft besteht. Es gibt wahrscheinlich viele Dönerläden hier, aber der Preis wurde nicht aus Sicht der Makroökonomie, nach Angebot und Nachfrage, definiert.

Naja, es ist auch völlig unwichtig. Oh, jetzt kommen wir zu den drei Rittern: der Zeittotschläger, der Salamander und ich. Wir sind keine normalen Ritter. Zeittotschläger, ein hinter seinem unaußergewöhnlichen Gesicht echt zurückhaltender Mann mit mannigfaltigem Musikgeschmack. Salamander, ein geheimnisvoller Regisseur, der nicht genau weiß, womit er anfangen soll - seinem Leben, seiner Musik... Und ich, eine Frau, die nicht aufhören kann, unendlich zu reden, kein Musiktalent, splitternackter Musikgeschmack, eine Musikrichtung wie Kraut & Rüben.

Jetzt kommt die Band: Black Lips. So wie sie angekommen sind, mit verschlafener Frisur und Gesichtsausdruck. Ehrlich gesagt hat mir das nicht gefallen. Nach meiner Definition spielt Arbeitsdisziplin eine unheimlich wichtige Rolle, egal wie spät die Arbeit auch anfängt. Ein Durcheinander im Leben bringt auch chaotische Musik hervor. Ich bin wieder am Zweifeln. Gegen 10 Uhr haben sie endlich angefangen, Musik zu spielen. Das Schocken hat sein Ziel schon erreicht. Niemand weiß, wie viele Getränke schon über die Theke gingen...

Die Musik war gut, aber es fehlt die Kontroverse, die Leidenschaft. Es sind nur Noten, Klänge, Schreie, blitzende Lichter, eine verrückt tanzende Meute, schweißnasse Klamotten, mehr nicht mehr! Ich habe nur Unzufriedenheit gehört. Musik ist ein zivilisiertes Instrument, um den Missmut heraus zu lassen. Aber für mich bedeutet Musik noch mehr. Ich bin nicht betrunken von dieser Musik.

Musik kann uns nicht einfach abfaulen, Musik zieht uns körperlich und geistig in sie hinein. Musik ist wie Wasser im Fluss, sie ist gekommen, ohne uns Bescheid zu sagen. Sie ist auch gegangen, ohne Spuren zu hinterlassen. Musik ist wie Feuer im Wald, sie ist warm, so dass jeder sie fühlen und merken kann. Sie ist auch gefährlich, jeder kann sich an ihr verbrennen.

Musik ist wie Essen auf dem Tisch, sie wird nur gegessen, wenn sie lecker ist. Und was ist mit schlechter Musik? Wer definiert überhaupt schlechte Musik? Ich bin völlig durcheinander. Ich habe mich endgültig in der Musik verlaufen.

Ist Musik auch die Lösung? Ich weiß es nicht mehr.

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