Samstag, 6. November 2010

Nachtrag zu Mutter

Die SPEX beschäftigt sich mit dem Phänomen Mutter schon von Beginn an. Ein paar denkwürdige Zeilen aus einem klugen Artikel von 1993:

"Wo andere wegsehen, schaut er nicht nur hin, ja, er kann das von allen nicht gesehene sogar anfassen, ohne es zu beschmutzen. In einem relativ geschützten, weil ästhetisch codierten Raum lebt es stellvertretend für alle aus, was den anderen unmöglich ist: Max Müller, der freundliche, kleine Schmerzensmann, trägt alle Last, alle Schuld, alle Peinlichkeiten dieser Welt auf seinen schmalen Schultern. Und deshalb muß er länger wachbleiben als der Rest. Nicht, um einfach mitzusumpfen, wie all die anderen, die das Leben in der Subkultur als eine bessere Ausrede für Zeitverschwendung betrachten; er bleibt länger wach, um achtzugeben, daß jetzt nicht alles untergeht; einer muß ja aufpassen, nachts in Deutschland, wenn alle schlafen, obwohl sie glauben, daß sie wach sind; also wachbleiben, alleine durch die Stadt schweifen, finden, ohne zu suchen, und dann sieht man ihn um sieben Uhr morgens übernächtigt, aber seltsam verklärt an der Skalitzer Straße stehen, Stunden nachdem sich die Wege getrennt haben, um einem mit dem Döner in der rechten Hand den Weg zurück zum Schlafplatz zu weisen, weil man sich verlaufen hat." (Christoph Gurk)

Und wie hieß es schon in Ohne diese Dinge leben, einem der ersten Texte von Max Müller?


"Solange es Menschen gibt / und solange sie denken müssen / wird es schlechte, kranke Gedanken geben / Vergewaltigungen, Folter und Mord / und das ist gut so! / und das ist gut so! / Denn ich will / in keiner Welt / ohne diese Dinge leben / Und niemand sollte verbieten / was er vielleicht selber fühlt / Und niemand sollte bestimmen / was man sehen darf / und was nicht / Und ich will - und ich will / in keiner Welt / ohne diese Dinge leben / Ich will in keiner besseren Welt... / ich will in keiner schöneren, gerechteren Welt leben / Ohne Teufel gäb es keinen Gott / und alles was vorhanden ist / existiert auch / Du ertrinkst auch wenn du es verbietest / du verzögerst es nur / Und alles was verboten wird / kommt zurück auf eine andere Art / Du kannst sagen was richtig und was falsch ist / was gut und was böse ist / und ich will in keiner Welt / ohne diese Dinge leben."

1 Kommentar:

Sozialist hat gesagt…

Ich kannte die Band bisher nicht, bin aber nicht so sehr begeistert. Das nervt ganz schön gewaltig. Soll es wahrscheinlich auch. Hab ein Interview mit Max Müller gefunden und bin bereit, Mutter vielleicht
nochmal eine Chance zu geben:

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article11185014/Unsere-Zeit-ist-voellig-aus-den-Fugen.html