Sonntag, 9. Oktober 2011

Fenster zur Erde

Mutlosigkeit bricht ihren Lauf ab.
Die Angst bricht ihren Lauf ab.
Der Geier bricht seine Flucht ab.

Das eifrige Licht rinnt hervor
auch Gespenster nehmen einen Schluck.

Unsere Malereien kommen zu Tage,
die roten Tiere unserer Eiszeitateliers.

Alles beginnt sich umzusehen.
Wir gehen in der Sonne hundertfach.

Jeder Mensch eine halboffene Tür
die führt zu einem Raum für Alle.

Der unendliche Boden unter uns.

Das Wasser leuchtet zwischen den Bäumen.

Der See ist ein Fenster zur Erde.

(Tomas Tranströmer)

3 Kommentare:

kritiker hat gesagt…

Marginalie zum Nobelpreis: http://zettelsraum.blogspot.com/2011/10/marginalie-literaturnobelpreis-fur.html

Arthur hat gesagt…

Woran soll ich mich halten in der Fülle
aus Möglichem und des Geschehenen?
Was ich auch immer glaube, ist die Hülle
um etwas Unhaltbares - nie gesehen

und doch schon als Erinnerung erkannt?
Wie Feuer Seide frisst, wie eine Hand
ins Leere greift im Schlaf, ist stets ein Rest,
der sich nicht mitteilt - ein Gebet, ein Fest?

Mathias Ellwanger hat gesagt…

@ kritiker: da ist durchaus etwas Wahres dran, wobei es durchaus einen Unterschied macht, ob man Lyrik aus dem Chinesischen oder dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt...

@ Arthur: von wem ist denn das Gedicht?


Der Mensch – Ein Schwein

das war im Sommer:
von unserem Fenster aus
konnte man das
Distelfeld blühen sehen, darin
zirpten hunderte Grillen

„Da muss ich hin!“,
sagte ich zu meiner Mutter.
„Um einen Drachen zu
erlegen!“

und fröhlich nickte
meine Mutter, sagte:
„Tu, was du nicht lassen kannst!“

ich aber wusste,
dass es dort im Feld
gar keine Drachen gab

trotzdem belog ich sie,
missbrauchte ihr
Vertrauen, noch
ehe ich richtig flügge war,
ich Schwein

(Roman Israel)