Freitag, 17. März 2017

Ein Bild steht nie nur für sich selbst

Der Schrifsteller Teju Cole ("Open City", "Jeder Tag gehört dem Dieb") ist seit geraumer Zeit auch als Fotografie-Kritiker der New York Times tätig. In seiner neusten Kolumne "A photograph never stands alone" beschäftigt sich Cole mit Danny Lyons ikonischem “The Cotton Pickers”.

Das Bild zeigt schwarze Gefangene, die als Baumwollpflücker Ende der 60er Jahre auf einem Feld in Texas arbeiten müssen. Es ist Teil eines lang angelegten Projekts über texanische Gefängnisse und bildete später die Basis des Buchs "Conversations with the dead".

"This photograph has an extraordinary sense of rhythm, a rhythm that makes it (...) visually arresting", schreibt Cole, der bekennt, das Foto zugleich zu hassen und zu lieben. Zu hassen, weil es eine demütigende Situation zeigt. Zu lieben aufgrund der kompositorischen Harmonie. Eine Harmonie, die in Kontrast zum Gezeigten steht - und zugleich auf eine Reihe ikonischer Fotografien zu dem Thema verweist.

Damit deutet Cole auf ein Problem hin, mit dem heute angesichts der Bilderflut jede Fotografie konfrontiert ist: Ein Bild steht nie nur für sich selbst. "Images make us think of other images. Photographs remind us of other photographs, and perhaps only the earliest photographs had a chance to evade this fate."

Jedoch: "Even the earliest photographs are themselves now burdened by this reality, because when we look at them, we do so in the knowledge of everything that came after. All images, regardless of the date of their creation, exist simultaneously and are pressed into service to help us make sense of other images. This suggests a possible approach to photography criticism: a river of interconnected images wordlessly but fluently commenting on one another." 

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