Freitag, 8. Dezember 2006

Meister der Melancholie Teil 3

Schwarz, schwer und unendlich lang wie eine skandinavische Winternacht zieht dich Opeth wie in dieser Liveaufnahme des relativ heftigen The drappery falls hinab in ein tiefes, unentrinnbares Nichts. Es gibt keine Hoffnung, die ganze Schwere des Daseins, alles Leid, alles Negative, alles Tragische, Melancholische komprimiert sich hier in einer Musik, die göttlich und zugleich teuflisch erscheint. In nur wenigen Momenten schaffen sie so eine schmerzhaft mitreißende Stimmung, die zu schaffen nur wenige Musiker imstande sind.
Dass sie dabei das klischeebehaftete Genre des Metals bedienen, kann nur jene abschrecken, welche Opeth noch nicht gehört und erlebt haben. Hier gibt es nämlich mehr als lange, fettige Haare, stinkende Jeans und verkrampftes Männlichkeitsgehabe. Sie schaffen es, auch und vor allem auf Blackwater Park - ihrem vielleicht besten Album - verschiedenste Stilmittel zu einer einzigartigen Stimmung zu komprimieren. Ausgehend von vom Grunzen dominiertem (und von mir wenig geschätztem) Death Metal gehen die Fähigkeiten der Band doch weit über diese eintönige, mit der Zeit extrem nervige Sparte hinaus und so erschaffen sie etwas, das im weitesten Sinne als Prog bezeichnet werden könnte. Selten wurden Gegrunze, Double-Bass, melancholische, wunderschöne Melodien und ausgefeiltes Songwriting besser in Einklang gebracht. Und selten gelang es einer Band, kraftvollere, rundere, tiefere und bewegendere Musik zu kreieren. Gerade in diesen dunklen Tagen die beste Musik, um die – aufgrund des ausfallenden Schnees besonders ausgeprägten – Winter- depressionen zu pflegen…
Und all jenen, die The drappery falls als zu Death Metal-lastig und hart empfinden, seien an dieser Stelle zwei weitere, gänzlich Death-Metal-freie Songs ans Herz gelegt: noch ein wunderschönes Lied aus Blackwater Park : Harvest - und der Opener aus dem ruhigsten Album Damnation (2002): Windowpane.

The drappery falls

"Please remedy my confusion
And thrust me back to the day
The silence of your seclusion
Brings night into all you say
Pull me down again
And guide me into pain
I'm counting nocturnal hours
Drowned visions in haunted sleep
Faint flickering of your powers
Leaks out to show what you keep
Pull me down again
And guide me into
There is failure inside

This test I can't persist
Kept back by the enigma
No criterias demanded here
Deadly patterns made my wreath
Prosperous in your ways
Pale ghost in the corner
Pouring a caress on your shoulder
Puzzled by shrewd innocence
Runs a thick tide beneath
Ushered into inner graves
Nails bleeding from the struggle
It is the end for the weak at heart
Always the same
A lullaby for the ones who've lost all
Reeling inside
My gleaming eye in your necklace reflects

Stare of primal regrets
You turn your back and you walk away
Never again
Spiralling to the ground below
Like Autumn leaves left in the wake to fade away
Waking up to your sound again
And lapse into the ways of misery"




Blackwater Park (2000)








Damnation (2002)

1 Kommentar:

Üffi hat gesagt…

sehr schön,
endlich wird mal diese wunderbare Band gewürdigt.
Sollte jemand die Gelegenheit bekommen Opeth live zu erleben, sollte die Chance um jeden Preis genutzt werden. Hab selten einen derartig atmosphärischen Auftritt erlebt - vom geistigen Fick her durchaus vergleichbar mit Dredg, Tool, NIN oder auch Versus The Stillorn-Minded.
Auch wenn die Musik und Texte her eine darke Depristimmung erzeugen, ist der Sänger keinesfalls ein Vertreter des stereotypischen (Death)Metalers, der rumpost oder böse wirken will - was meistens nur lächerlich wirkt, sondern natürlich dauergrinsend mit subtilem Humor gespickten Ansagen seine positive Ausstrahlung auf das Publikum überträgt, ohne dass dabei die musikalische Melancholie ihre Ernsthaftigkeit verliert.