Sonntag, 16. Dezember 2007

Demokratie durch Intervention?


Demokratisierungsprozesse sind komplex, langwierig und nur erfolgreich, wenn sie aus einer Gesellschaft heraus geschehen und nicht von außen mittels Zwang erfolgen. Sie sind komplex, da sie einer Diskussionskultur bedürfen, die verschiedene Ansichten (vorausgesetzt sie sind durch die Verfassung des jeweiligen Staates gedeckt) als prinzipiell gleichwertig akzeptiert. Dass dies selbst in gefestigten Demokratien problematisch sein kann, zeigen nicht zuletzt die hitzigen Diskussionen um die Ausübung der Religionsfreiheit europäischer Muslime in eigenen repräsentativen Gotteshäusern. Eine Demokratie ohne Meinungs-, Presse-, Versammlungs- und Bewegungsfreiheit ist ein Widerspruch in sich. Zur Gewährleistung dieser Rechte allerdings bedarf es (gerade in homogenen Gesellschaften) eines gesamtgesellschaftlichen Konsenses, der abweichende Meinungen akzeptiert. Dass dieser Prozess langwierig ist, liegt an den offensichtlichen Nachteilen der Demokratie: langwierige Diskussionen und Entscheidungs- findungsprozesse verhindern bisweilen notwendige Reformprozesse und lassen in Krisensituationen ein autoritäres Herrschaftssystem als effizienter erscheinen. Und letztlich bedarf es einer Einbettung der Demokratie in die nationale, regionale und kulturelle Tradition der jeweiligen Gesellschaften. Eine von außen aufoktroyierte Herrschaftsform wird zumeist als fremd empfunden und erlangt weit weniger Akzeptanz (eine durch Krieg herbeigeführte verringert dabei die Wahrscheinlichkeit) als eine gewachsene, mit den spezifischen politisch-gesellschaftlichen Bedingungen zusammenhängende.

Marquis de Sades Fazit auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution: „Wenn ihr in eurem Inneren unüberwindlich und eurer wohlgeordneten Zustände und guten Gesetze wegen Vorbild aller Völker seid, werdet ihr alle Staaten der Welt dazu zwingen, euch nachzuahmen, und ein jeder wird es sich zur Ehre rechnen, mit euch verbündet zu sein; aber wenn ihr des eitlen Ruhmes wegen, eure Grundsätze in die Ferne zu tragen, die Sorge um eure eigene Glückseligkeit aufgebt, dann wird der bloß schlummernde Despotismus wiedererstehen, innere Zwistigkeiten werden euch zerrütten, eure Finanzen und Soldaten werden erschöpft sein, und all dies, um schließlich wieder die Ketten eurer Tyrannen zu küssen, die euch während eurer Abwesenheit unterjochten; alles, was ihr begehrt, könnt ihr erreichen, ohne eure Häuser zu verlassen; mögen sich dann die anderen (…) ein Beispiel nehmen und ebenso frei und einträchtig und glücklich sein wie wir, die wir ihnen durch unser mustergültiges, eines republikanischen Staates würdiges Verhalten die Bahnen hierfür vorschreiben.“

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

alles scheiße außer mama? nein, wirklich, du bist also gegen demokratie? oder nur, wenn sich das regime dazu erbarmt, na danke!

Mathias Ellwanger hat gesagt…

Du disqualifizierst dich einmal mehr selbst, merkst du das nicht? Du verdrehst und verkürzt meine Argumentation, so wie das alle Demagogen tun. Denn ich bin selbstverständlich für Demokratie, aber ich bezweifle nunmal, dass diese mit Gewalt durchzusetzen ist, sie muss vielmehr von innen heraus erwachsen und braucht gute ökonomische Voraussetzungen. Aber das ist dir wohl alles etwas zu kompliziert, also beharre lieber auf deiner Schwarz-Weiß-Zeichnung...