Samstag, 14. Juni 2008

Electric Junk


Dekonstruktivismus? Orientierungslosigkeit? Oder doch nur exzessiver Drogenkonsum? Was Guru Guru 1973 darboten, ist nicht leicht einzuordnen. In den 70er Jahren entstand der wenig aussagekräftige Ausdruck Krautrock, der für die Experimentierfreude jenseits popkultureller Schubladen so unterschiedlicher deutscher Bands wie Neu!, Amon Düül, Kraftwerk, Grobschnitt, aber auch Tangerine Dream stand.

Anfang dieses Jahres hatte ich die Ehre, einem Auftritt der aktuellen Band des ehemaligen Guru Guru-Drummers beizuwohnen, was einen extrem verstörenden Eindruck bei mir hinterließ. Von jeglichen Strukturen befreit spielte Acid Mothers Guru etwas mehr als anderthalb Stunden einen dreckigen Jam.

Nahezu alle musikalischen Grenzen sind inzwischen gesprengt, Eklektizismus allenthalben. Gibt es nur noch Variationen der Wiederkehr des immer Gleichen? Kann ein Musiker heute noch ähnlich Revolutionäres bewirken? Was kann Musik heute überhaupt noch bewirken? Ist sie nicht längst verkommen zu einem wertlosen Wegwerfprodukt, unreflektiertem Konsum? Oder bietet vielmehr gerade die neue digitale Welt ungeahnte Experimentiermöglichkeiten dank nie dagewesener Unabhängigkeit von der nicht mehr zeitgemäßen Musikindustrie?

Überhaupt: welche Rolle kann Musik noch spielen? Massen zu bewegen gelingt ihr nur noch äußerst selten, und wenn, handelt es sich dabei nicht um eine höchst fragmentierte, atomisierte Ansammlung von Individuen? The times they are a-changin, oder was?

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