Samstag, 24. Oktober 2009

Altlasten

Wenn tatsächlich stimmen sollte, was Thomas Avenarius in der gestrigen SZ berichtete, dann dürfte auch der letzte Rest an moralischer Integrität im "Kampf gegen den Terror" endgültig verloren sein. Das missionarische Sendungsbewusstsein der Neokonservativen bestimmte bekanntlichermaßen die längste Zeit das außenpolitische Handeln unter Bush. Ziel war es, die Welt mit den westlichen Werten von Demokratie und Menschenrechten zu beglücken, unter US-amerikanischer Führung und mit kriegerischen Mitteln, das versteht sich. Soweit, so bekannt.

Denn nach Abu Ghraib, Guantanamo, Bagram, gesetzlich genehmigter Folter, über 100.000 toten Zivilisten im Irak und einem alles andere als befriedeten und demokratischen Afghanistan, kann von einem irgendwie gearteten moralischen Überlegenheitsanspruch - den ja außer den USA nie wirklich jemand anerkannt hat - natürlich keine Rede mehr sein. Auch dies ist leidlich bekannt.

Dass jetzt allerdings die USA, während sie im Irak und Afghanistan Krieg gegen Dschihadisten führten, gleichzeitig im Iran viel Geld in die Dschundullah (die Soldaten Allahs), eine sunnitisch-islamistische Terrororganisation steckte, die just einen Anschlag gegen die iranischen Revolutionsgarden zu verantworten hatte, ist jedoch der Gipfel der Heuchelei.

Das amerikanische Jahrhundert ist lange vorbei, Bush war sein Totengräber und Obama gibt sich alle Mühe als Nachlassverwalter. Doch mit solch einer schweren Bürde wird es ihm schwer fallen, nicht zu scheitern.

1 Kommentar:

kritiker hat gesagt…

und du bist wirklich überrascht?