Samstag, 10. Oktober 2009

Was tun?



Es sind stürmische Zeiten, in denen wir leben. Sie zu beschreiben ist eine der größten Herausforderungen für alle wachen Geister. Alles zerstäubt, zerfällt, zerfasert. Die alten Begriffe taugen nichts mehr. Die alten Lösungen noch weniger. Neue, innovative, ehrliche Ideen sind gefragt, doch kaum in Sicht. Die alten Bindungen sind nichts mehr wert, nur hohle Formeln, an der steilen Klippen der Realität zerberstend. Nichts ist von Dauer, nichts von Wert, wie leben den unendlichen, immer verfügbaren Shuffle-Modus.

Doch wie kann in einer sich atomisierenden Gesellschaft überhaupt noch sinnvoll kommuniziert werden? Mediale Inszenierungen von Diskursen laufen zumeist ins Leere, da noch nicht einmal die grundlegenden Prämissen offengelegt werden. Der akademische Diskurs hingegen verläuft weitestgehend jenseits der Öffentlichkeiten in eigenen, schwer durchdringbaren, selbstreferentiellen Sphären. Das begriffliche Instrumentarium der Sozialwissenschaften ist kaum in der Lage. die komplexen Realitäten zu fassen.

Die viel beschworene Mitte gibt es nicht (mehr). Der Partikularismus hat schon längst Überhand genommen: Maximale Ansprüche bei minimalem Selbsteinsatz, uneingeschränkte Bedürfnisbefriedigung, grenzenlose kapitalistische Haben-Orientierung und ein verkümmertes Sein-Bewusstsein verstellen uns den Blick aufs Wesentliche.

Weshalb dieser Kulturpessimismus? Weil die Fortschrittsideologien gescheitert sind, die den Menschen das Versprechen gaben, alles Leiden sei nur vorübergehende Notwendigkeit auf dem Weg zur Veredelung des Menschengeschlechts. Nein, niemand gibt sich mehr ernsthaft Illusionen über dessen moralische Fähigkeiten hin. Und der Glaube, einst erkämpfte zivilisatorische Errungenschaften seien für die Ewigkeit und nicht in ihr Gegenteil umkehrbar, ist naiv. Doch was tun? Nicht-Handeln?

Pflege des Lebens

Der SINN erzeugt.
Das LEBEN nährt.
Das Wesen gestaltet.
Die Kraft vollendet.
Also auch:
unter allen Geschöpfen ist keines,
das nicht den SINN ehrt
und das LEBEN werthält.
Wird der SINN geehrt und das LEBEN gewertet,
so bedarf es keiner Gebote:
und alles geht beständig von selber.
Darum, laß den SINN erzeugen,
nähren, vermehren,
bilden, vollenden,
reifen, aufziehen, schützen:
Erzeugen und nicht besitzen,
wirken und nicht behalten,
mehren und nicht beherrschen:
Das ist geheimes LEBEN.

(Laozi)

1 Kommentar:

kritiker hat gesagt…

du scheinst aber etwas verwirrt zu sein! was tun? nichts tun?! ich verstehe nicht so recht, worauf du hinauswillst. daoismus als antwort auf die probleme der postmoderne, oder was?