Samstag, 4. September 2010

Flüchtige Notizen II

Bild: D-Day von D.B. (2002)

4/7/2002:

Die Schablone einer Welt, aufgebaut durch Geometrie, Verstand und Expressivität, verblasst, wenn die Realität in existenzialistischer Art und Weise hervortritt. Wie dunkel und fragmentarisch die Realität doch erscheint, und wie gleichzeitig vergleichsweise durchsichtig und
hell die Schablone.

Der Weg in der Mitte ist der Todesmarsch: links und rechts des Weges das "Guten, Wahren und Schönen", rechterhand das mathematisch Fassbare, das keine Farben benötigt. Linkerhand das Sinnliche, das farbenfrohe, aber giftig-unecht-gelbe Auge des Meisters. Geradewegs aber befindet sich nur der Tod, die blanke Realität, mit den Sinnen nur schwer bis überhaupt nicht fassbar, und dem Mathematisch-Analytischen gänzlich verschlossen.

Hier offenbart sich die Tragödie des amerikanischen Volkes (dessen Schablone, nebenbei gesagt, an solch einem Tag besonders überdimensioniert erscheint) besonders deutlich, der jeglicher Blick auf den schimmrigen, dreckigen Mist von Wirklichkeit gänzlich aberzogen wurde. (Hiermit würde sich das Auge als hypnotisches Zentrum der Lachleute, Nettmenschen, aber auch Konzeptkünstler und sonstigem Müll erklären lassen.)

Die amerikanische Gesellschaft jedoch ist tief gespalten. Wer einem der beiden Gipfel nah ist, befindet sich im Gipfelrausch, nahe am Schwachsinn. Links Utopia und rechts Mathematica. Wer auf der Ebene steht, steht im Dreck, ist weder erhaben noch glücklich im menschlich-degenerierten Sinne, sondern kennt nur ein Ziel: das Joch der Unkenntnis und die tiefen Weiten der Hölle - unserer Wirklichkeit.

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