meinte der dänische Semiotiker Frederik Stjernfelt letzte Woche in einem Interview mit der Jungle World anlässlich der Veröffentlichung von "Die Politik der Segregation. Multikulturalismus - Ideologie oder Wirklichkeit", das er zusammen mit Jens-Martin Eriksen verfasste. Die Stoßrichtung der Kritik geht hierbei genen den Multikulturalismus der Linken, der lediglich die Kehrseite der "Nationalkultur" der Rechten bzw. des Ethnopluralismus à la Benoit darstelle. Beide überschätzten die Abhängigkeit des Einzelnen von der Kultur und übersähen die Komplexität der Identitäten in der Moderne (und tappten somit in die "Identitätsfalle" von Amartya Sen). Und beide führten daher in letzter Konsequenz zur Segregation. Auch der linke Multikulturalismus stelle laut Stjernfelt eine Gefahr für die Ideale der Aufklärung ("der Autonomie des Einzelnen, den persönlichen Rechten, der Gleichheit vor dem Gesetz und der offenen Gesellschaft") dar. Ihn gelte es daher gleichermaßen zu bekämpfen und den Kulturalismus durch einen klaren Säkularismus zu ersetzen.
Doch wie lassen sich unbestreitbar vorhandene kulturelle Unterschiede ohne eine Vorstellung von Multikulturalismus oder "Leitkultur" innerhalb eines Staatswesens zusammenbringen ohne zugleich die gesamtgesellschaftliche Solidarität aufzugeben? Handelt es sich beim Säkularismus nicht letztlich auch um eine historisch gewachsene, westliche "Leitkultur" im Mantel des Universalismus? Und ist die säkulare Gesellschaft nicht zwangsweise auch eine multikulturelle? Die Kritik am radikalen Multikulturalismus leuchtet ein, ebenso wie die Forderung nach Abschaffung besonderer religiöser Vorrechte. Dass damit der Schlüssel zur Lösung kultureller Konflikte (wie konstruiert diese auch immer seien) gegeben sei, mag ich allerdings zu bezweifeln. So leicht scheint sich die kulturelle Falle dann doch nicht umgehen zu lassen.
Doch wie lassen sich unbestreitbar vorhandene kulturelle Unterschiede ohne eine Vorstellung von Multikulturalismus oder "Leitkultur" innerhalb eines Staatswesens zusammenbringen ohne zugleich die gesamtgesellschaftliche Solidarität aufzugeben? Handelt es sich beim Säkularismus nicht letztlich auch um eine historisch gewachsene, westliche "Leitkultur" im Mantel des Universalismus? Und ist die säkulare Gesellschaft nicht zwangsweise auch eine multikulturelle? Die Kritik am radikalen Multikulturalismus leuchtet ein, ebenso wie die Forderung nach Abschaffung besonderer religiöser Vorrechte. Dass damit der Schlüssel zur Lösung kultureller Konflikte (wie konstruiert diese auch immer seien) gegeben sei, mag ich allerdings zu bezweifeln. So leicht scheint sich die kulturelle Falle dann doch nicht umgehen zu lassen.
4 Kommentare:
multikulturalismus und ethnopluralismus sind vielleicht beide kulturalistisch, aber nur der ethnopluralismus verhindert den kommenden kampf der kulturen. wer die augen davor verschließt ist weltfremd. oder wie viele grüne schicken ihre kinder in die schulen im wedding, kreuzberg oder neukölln???
daher gibt es nur eine vernünftige lösung: assimilation oder ausweisung. sonst ist es bald aus mit der mehr als 1000jährigen deutschen geschichte!
Ach kritiker,
du bist und bleibst ein alter Provokateur. Auch du weißt, dass Ethnopluralismus nichts anderes bedeutet als Deportation oder Apartheid. Und beide Modelle sind nicht nur ethisch mehr als zweifelhaft, sie haben sich geschichtlich auch nicht wirklich bewährt.
Wie kann man heute noch ernsthaft davon ausgehen, Völker seien politische Akteure? Nichts anderes macht nämlich der Ethnopluralismus, wenn er die Menschen auf ihre "völkische" Herkunft reduziert und ihnen daher bestimmte Charaktereigenschaften zuschreibt. Wer sich auch nur ein wenig mit deutscher Geschichte beschäftigt hat, wird feststellen müssen, wie divers schon die kulturellen Tradtionen und Mentalitäten im Kaiserreich waren. Aber heute ist kulturelle Homogenität eine Schimäre.
Die Multikulturalisten gehen in der Tat in die selbe Falle, wenn auch aus ungleich sympathischeren Motiven. Doch reduzieren sie die Menschen auf eine abstrakte, ideelle Einheit, die es so wohl nie gegeben hat, in einer globalisierten Welt aber endgültig zu einem intelligiblen Klischee wird.
Der Säkularismus ist in der Tat die einzige realistische Lösung. Sie lässt den Individuen ihre Eigentümlichkeit und verzichtet auf kulturalistische Reduktionen.
Säkularismus oder Kulturalismus? Das ist die falsche Alternative! Die Frage unserer Zeit lautet doch: Stehst du oben oder unten?
Stehst du oben bei den Sarrazinisten oder unten bei den zu kurz gekommenen? die zu kurz gekommenen werden "den kommenden Aufstadn" organisierren. Die Gesellschaft muss neu organisieert werden, muss sich neu formieren. Es ist nicht die Zeit du redfen, es ist die Zeit zu handeln!!!
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