Sonntag, 12. Dezember 2010

Immer nie am Meer


"Immer nie am Meer" ist ein herrlich reduzierter und tragikomischer Film von Antonin Svoboda (u.a. Produzent von Free Rainer und Die fetten Jahre sind vorbei). Spielen die ersten 15 Minuten noch an verschiedenen Orten und führen den Zuschauer in die Charaktere des Kammerstücks ein, so ist der Raum für die restlichen 70 Minuten sehr begrenzt. Der Zufall hat die drei tragischen Helden Anzengruber (Christoph Grissemann), Baisch (Dirk Stermann) und Schwanenmeister (Heinz Strunk) in eine unmögliche Situation gebracht: An ein abgelegenes Waldstück, der Mercedes (da von Kurt Waldheim ersteigert mit Panzerglas ausgestattet) eingeklemmt zwischen zwei Baumstümpfen, das Handy ohne Netz, ausgestattet lediglich mit ein wenig Sekt, Heringssalat und einem Akkordeon. 

Was sich dann entwickelt ist eine höchst unterhaltsame Tragödie über das Scheitern und die Lächerlichkeit der menschlichen Existenz. Alle drei sind zwar schon vor ihrem Zusammentreffen gescheiterte Gestalten: Baisch ist ein langweiliger Archäologe, dessen Ehe aufgrund seiner Bräsigkeit gerade in die Brüche ging (und dessen Frau gerade auf seine Kosten mit ihrem Geliebten im Flieger Richtung Süden sitzt), Anzengruber ein zynischer, depressiver Alkoholiker, und Schwanenmeister, nunja, ein durch Absteigen tingelnder Alleinunterhalter. Doch die Extremsituation lässt alle Fassaden fallen. Dabei geraten die Temperamente der beiden Österreicher und des Norddeutschen ebenso aneinander, wie der Weltekel Anzengrubers und Baischs allzu brüchige bürgerliche Fassade.

Trotz minimalistischer Bühne langweilt dieser sehr österreichische Film keine Minute, was an der genialen Konstellation der Protagonisten, an den sadistischen Experimenten eines kleinen Jungen, der in diese Versuchsanordnung eingreift, ohne die Gefangenen zu befreien, aber auch an dem sorgsam ausgewählten Soundtrack liegt. Unbedingt empfehlenswert.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie larmoyant!
Wie degouant!
Der Film ist eine Allegorie auf die satt gewordene Bourgeoisie, Opfer ihrer Lebenslügen, Opfer ihrer Heuchelei, ihrer Selbstgerechtigkeit. Sie sterben zu sehen ist Genugtuuung, ist Konsequenz. Der Film ist stark in seiner Symbolik des Ausweglosen, des Dilemmas des modernen Menschen, der Erfüllung und dabei nur sich serlbt findet, der hofft und dabei nur im Wald strandet. Selten so einen wahren Film gesehen........