Donnerstag, 7. April 2011

Die Fremde ist der Tod

So lautet der Name einer Dokumentation von Miro Zownir über den im letzten Jahr verstorbenen Schauspieler und Straßenmusiker Bruno Schleinstein. Größere Bekanntheit erlangte er in den 70er Jahren durch die Hauptrolle im Werner Herzog-Film Jeder für sich und Gott gegen alle, blieb jedoch vielen Berlinern vor allem durch seine Auftritte als Straßenmusiker (für die er prinzipiell kein Geld verlangte) in Erinnerung. Es ist eine erstaunliche, bewegende Geschichte, die sein Leben erzählt: von der Mutter (einer Prostituierten) verstoßen, aufgewachsen in Heimen und Besserungsanstalten, als Experimentiermaterial missbraucht von den Nazis, geistig zurückgeblieben, durch Zufall entdeckt durch Werner Herzog, zeitlebens ein Außenseiter, ein misstrauischer, doch sehr wahrhaftiger Mensch mit einem sehr speziellen musikalischen Stil, einer Art Talking-Blues mit Versatzstücken aus der reichhaltigen Tradition Berliner Straßenlieder. Er konnte Sätze formulieren von erstaunlicher Klarheit und Tiefe, weil er die Abgründe dieser Gesellschaft wie kein Zweiter am eigenen Leib erfahren musste. Zownir gelingt es in seiner respektvollen Dokumentation, diesen eigenwilligen Menschen in seiner ganzen Tragik ein Stück weit verständlicher zu machen und die Erinnerung an ihn zu bewahren. Ausgesprochen sehenswert.

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