Montag, 16. September 2019

Die Rückkehr der deutschen Frage

Robert Kagan, Politikwissenschafter, Publizist und ehemaliger Berater des US-Außenministeriums schreibt in den Blättern über die mögliche Rückkehr der deutschen Frage.

Mit der "deutschen Frage" ist unter anderem jenes Problem der internationalen Politik gemeint, das 1871 mit der gewaltsamen Vereinigung Deutschlands unter Bismarck entstand. Damit war ein großer, bevölkerungsreicher Nationalstaat in der Mitte des Kontinents geschaffen, der mit seinem Expansionsdrang das Kräftegleichgewicht in Europa durcheinanderbrachte. In der Folge kam es zu zwei verheerenden Weltkriegen.

Das Problem schien mit der Westbindung der Bundesrepublik und der Gründung der Europäischen Union vorerst gelöst. Selbst die Wiedervereinigung schien die deutsche Frage zunächst nicht aufkommen zu lassen.

Doch die Bedingungen, unter denen Deutschland eingebunden wurde, sind zunehmend nicht mehr gegeben, sagt Kagan. Trump verabschiedet sich vom Multilateralismus, in der EU gibt es allenthalben illiberale Tendenzen. Das stärke auch in Berlin die Tendenzen zu einer nationalistischen und militärisch gestützten Politik. Doch damit drohe in Europa die Wiederkehr der zerstörerischen Nationenkonkurrenz, befürchtet der US-Amerikaner Kagan.

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