Montag, 16. September 2019

High Fidelity No. 11: Fünf Platten

1. Makaya McCraven: Universal beings (2018)


Vier Städte, vier Bands, vier Auftritte mit improvisiertem Material - im Nachhinein durch Loops verdichtet zu einer Aufnahme, die wie aus einem Guss wirkt. Der in Frankreich geborene und in den USA aufgewachsene Schlagzeuger McCraven nennt das, was er macht treffend "Organic Beat Music". Und so entsteht aus den Gigs in Chicago, L.A., New York und London ein Album zwischen Hip Hop und frei improvisiertem Jazz, das frisch und sehr zeitgemäß klingt.

2. Die Goldenen Zitronen - Mord than a feeling  (2019)


Den Pop für sich entdeckt haben die Hamburger Avantgarde-Punks auf ihrem neusten Album. Was ihnen nicht schlecht steht - für Hörer, die nicht mit dem Werk der Band vertraut sind, klingt die Platte indes immer noch recht sperrig. Besonders gelungen: "Die alte Kaufmannsstadt", in der das Drama um die G20-Proteste als musikalisches Hörspiel inszeniert wird.

3. Die Türen - Exoterik (2019)

Krautrock - vor allem in der repetetiv-reduzierten Linie von Neu! - ist der klare Bezugspunkt dieses bisher besten Albums von "Die Türen". Entstanden in einer Session auf dem Lande, zurückgezogen von den Einflüssen der Zeit, gelang ihnen ein Werk, das zugleich opulent wie reduziert ist. Songs mit wenigen Textzeilen, aber vielen Minuten, die Dinge auf den Punkt bringen.

4. Tool - Fear Inoluculum (2019)

13 Jahre hat es gedauert, bis die Band um James Maynard Keenan den Nachfolger von "10 000 Days" auf den Markt brachte. Bemerkenswert an der Musik ist vor allem, wie wenig sie mit der Zeit gegangen ist. Zu hören gibt es klassisches, eher mittelschnelles Material mit wenig Gesang. Für Kenner der Band mag das alles bereits bekannt sein, hörenswert ist es dennoch. Etwas Zeit sollte man als Hörer aber schon mitbringen angesichts der Überlänge von etwa 80 Minuten.

5. Shabaka and the ancestors - Wisdom of elders (2016)

In nur einer Nacht und ohne Nachbearbeitungen aufgenommen, ist "Wisdom of elders" Zeugnis der musikalischen Vielfalt des Tenor-Saxofonisten Shabaka Hutchings, geboren in London, aufgewachsen in Barbados. Die Platte changiert zwischen Blues, weißem Free Jazz, Spirituals, Calypso und afrikanischem Jazz. Musikalisch ist das in seiner Polyrhythmik teilweise recht fordernd. Doch wer sich für Pharoa Sanders erwärmen kann, dürfte auch an diesem Album seine Freude haben.

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