Donnerstag, 12. Dezember 2019

Drei Rap-Alben

1. OG Keemo - Geist (2019)
Der Tod der eigenen Mutter, die Kindheit in der Siedlung, seine Jugend als Krimineller, das Leben als Mensch mit sudanesischen Wurzeln in Deutschland oder Racial Profiling - alles Themen, die auf diesem kompakten, ziemlich düsteren Debütalbum des Rappers OG Keemo verhandelt werden. Die zwingenden Beats dazu liefert Funkvater Frank. Zusammen ergibt das eines der wenigen Platten des Genres Gangstarap, die wirklich etwas zu erzählen haben. Besonders gut gelungen bei "Geist", "Nebel" und "216".


2. Kummer - Kiox (2019)
Aus einer ganz anderen, spezifisch ostdeutschen Perspektive reflektiert Felix Kummer, Frontmann von Kraftklub auf seinem Debütalbum "Kiox" das Großwerden in Chemnitz. Dabei geht es um das Weglaufen vor Nazis, mit denen er heute nur noch Mitleid hat. Um die ersten Anzeichen der Verspießerung, peinliche Familientreffen, viel zu früh gestorbene Wegbegleiter oder die oberflächliche Fixierung auf Outfit, Image, Körper. Am besten funktioniert das (mit Beats von Blvth und den Drunken Masters produzierte Album) bei "9010", "Der Rest meines Lebens" und "Wieviel ist dein Outfit wert".

3. Fatoni - Andorra (2019)
Über die Phase des Erwachsenwerdens ist Fatoni indes als Rapper und Mensch längst hinaus. Er steuert vielmehr direkt auf die Midlife Crisis zu. Denkt, unterlegt von Dexters zeitgemäßen Trap-Beats, darüber nach, was einmal bleiben wird, wie einstige Weggefährten auf Abwege geraten oder fragt sich, was wohl aus dem Junkie im Park wurde, den er aus seiner Jugend kannte. So abgeklärt, reflektiert und selbstkritisch hat der Münchener nie geklungen. Zum Beispiel auf "Alles zieht vorbei", "Nein Nein Nein Nein Nein", "Mitch" (und nicht zu vergessen "Clint Eastwood", wo er sich im Video als "King of Queens" parodiert).

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