Sonntag, 6. Februar 2011

Als der Tyrann starb,
wurde die Trauer ausgerufen.
Und es kamen viele
zum Begräbnis:
Der Dichter pries seine Sanftmut.
Der Priester lobte seine Güte.
Der Richter sprach von seiner Milde.
Der General rühmte seine Klugheit.
Der Denker unterstrich seine Notwendigkeit.
Der Büttel würdigte seine Geduld.
Nur der Henker war verhindert.
Er mußte auch an diesem Tag
sein Brot verdienen.

(SAID)

2 Kommentare:

Arthur hat gesagt…

An die Tyrannen der Welt (Abu al-Qasim al-Shabi)

Ihr ungerechten Tyrannen
Ihr Liebhaber der Dunkelheit
Ihr Feinde des Lebens
Ihr habt die Wunden Unschuldiger verspottet, eure Hände
Sind bedeckt mit ihrem Blut
Ihr gingt weiter, während ihr den Zauber
des Lebens entstelltet
Und die Saat der Traurigkeit auf ihrem Land sätet
Aber wartet! Lasst euch nicht vom Frühling,
des Himmels Klarheit oder dem
Glanz des Morgenlichts täuschen
Denn die Dunkelheit, das Donnergrollen
und der Wind kommen vom Horizont
direkt auf euch zu
Hütet euch! Unter der Asche brenntein Feuer
Wer Dornen züchtet, wird Wunden ernten
Ihr habt Menschen enthauptet, und die
Blumen der Hoffnung Ihr habt den nährenden Sand mit Blut und
Tränen getränkt
bis er davon vollgesogen war
Der Strom des Blutes wird euch
fortschwemmen und ein feuriger Sturm
wir euch verbrennen

Mathias Ellwanger hat gesagt…

Danke für das Gedicht! Hier noch eins:

Die abgestellte Hungersnot

Als im Lande Hungersnot war,
Und dem König ward berichtet,
In des Reiches reichsten Städten
Stürben viele Arme Hungers;
Höret, welche rasche Auskunft,
Welche Abhilf kurz und bündig
Peros traf, der Perserkönig.
Eigenhändig schrieb er einen
Brief an jede Stadt im reiche,
Dieses Inhalts: Wo ein Armer
Hungers stirbt in euren Mauern,
Werd’ ich für den Armen einen
Reichen nehmen, und im Kerker
Auch ihn Hungers sterben lassen.
Niemand starb im Lande Hungers,
Und die Reichen selber brauchten
Nicht zu hungern, mit den Armen
Nur den Überfluss zu teilen.

(Friedrich Rückert)