Dienstag, 4. Juni 2013

Wie Ernst Heinkel von den Nazis profitierte

Eine Schule haben sie in Grunbach nach ihm benannt und sein Name ziert unzählige Straßen. Doch wie sehr sich Ernst Heinkel in der NS-Zeit schwerer Verbrechen schuldig gemacht hat, wurde bisher kaum beachtet. Das Bild von Ernst Heinkel muss nach neustem Stand der Forschung korrigiert werden.

Denn bisher ist Ernst Heinkel vor allem als Technikpionier bekannt. Als jemand, der einen Zeppelinabsturz mit eigenen Augen erlebte und beschloss, fortan selbst bessere Flugzeuge zu konstruieren. Und der am 27. August 1939, kurz vor Kriegsbeginn, eine He 178 auf dem Flughafen Rostock-Marienehe zum Starten bringt. Der Jungfernflug des ersten Düsenflugzeugs der Welt gilt als Meilenstein der Luftfahrtgeschichte.

Doch Technik ist nie völlig neutral. Und ganz besonders war sie das nicht während der Zeit der NS-Herrschaft, schon gar nicht im Fall von Ernst Heinkel, denn „kaum ein Industrieller war im Dritten Reich mehr mit dem Regime verstrickt als Heinkel“, sagt Historiker Dr. Lutz Budraß, ein Experte auf dem Gebiet der deutschen Luftfahrt.

Unlängst habe ich zu dem Komplex "Ernst Heinkel und der Nationalsozialismus" einen Text veröffentlicht. Hier der Link.

Eine Sammlung der Artikel zur Heinkel-Debatte in seinem Geburtsort Grunbach findet sich auf der Homepage des Museumsvereins Remshalden.

1 Kommentar:

Manuel Iwansky hat gesagt…

Tja, das ist wohl ein generelles Problem: das Ehren von Menschen an öffentlichen Plätzen birgt die Gefahr, Menschen zu ehren, die Profiteure oder Unterstützer eines verbrecherischen Regimes waren. Die typisch-nachkriegsdeutsche Lösung wäre, alle potenziell unangenehmen Personennahmen von öffentlichen Einrichtungen zu verbannen: Richard-Wagner-Straßen brauchen wir ebensowenig, schließlich mochte Hitler seine Musik. Und erst die Namen der Fürsten und Könige, die den Pöbel ausschlachteten und Kritiker enthaupten ließen... Und die Kommunisten, die den Brecht- und Marx-Straßen ihren Namen geben, sieh doch was der Kommunismus über den armen Osten gebracht hat...

Wo Menschen geehrt werden, ehren wir dialektische Gestalten, meist mit großem Licht und viel Schatten. Wir sollten das lieber ganz lassen. Ehren wir Heilpflanzen; Belladonna-Straße, Fingerhutallee, Mohnknospenweg, das klingt schön. - Ach, die sind giftig? - Lieber doch nicht. Nehmen wir lieber Heinkel, nein, nicht den Nazi-Heinkel, den Heinkel eines fiktiven 14. Jahrhunderts, der eine Geschichte schrieb in einem Kloster und fortan nicht mehr gelesen wurde.