Freitag, 5. Dezember 2014

Real existent


Wolfgang Pohrt ist ein so streitbarer wie umstrittener Vertreter der so genannten undogmatischen Linken. In seiner Streitschrift "Das allerletzte Gefecht" zeigt sich der Sozialwissenschaftler nun desillusioniert ob der historischen Möglichkeit eines Kommunismus. Er schreibt:

"Ob sie von Anfang an nichts anderes haben sein können oder ob sie erst am Ende sich als das erwiesen: Die Volksrepublik China und die Sowjetunion waren Versuche, einen großen Sprung nach vorne aus dem Mittelalter in die Neuzeit mit Versatzstücken aus dem Fundus kommunistischer Theorie zu organisieren und zu kostümieren, ihr Sozialismus bedeutete nicht die Aufhebung des Kapitalismus, sondern seine Vorbereitung. Er hat die ursprüngliche Akkumulation in Gang gesetzt, ein Proletariat geschaffen, die Gesellschaft an den Ort geführt, von dem die Westeuropäer und Nordamerikaner aufgebrochen sind."

Marxens Geschichtsphilosophie sei im Grunde eine Hollywood-Schnulze, findet Pohrt inzwischen. Und der Kapitalismus?

"Weil heute alles Kapitalismus ist, verliert der Begriff jeden Sinn, außer man will vorangegangene Gesellschaftsformationen beschreiben. Weil er so sinnlos ist, eignet der Begriff sich so gut für politische Kontroversen. Es ist ungefähr so, wie wenn ein Schwein zu einem anderen Schwein 'Du Schwein' sagt. Dabei fressen doch alle aus dem gleichen Trog, nur manche können besser drängeln. Und das wissen sie ja auch. Sie grunzen sich kräftig an, und dann vertragen sie sich wieder."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

1 + 1 = Kapitalismus
Popelmann = Kapitalismus
alles = Kapitalismus
nichts = nicht Kapitalismus
Kapitalismus = Kapitalismus
Tautologie = schöpferische Zerstörung

Kapitalismus = Kapitalismuskritik, wohl kaum! Aus welchem Trog hat eigentlich Herr W. Pohrt gefressen?

Ich fürchte, da hilft nur noch prorussisches, antiamerikanisches Kabarett: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2289802/Die-Anstalt-vom-9.-Dezember-2014#/beitrag/video/2289802/Die-Anstalt-vom-9.-Dezember-2014
Und mit wem gelingt das besser als mit Rainald G., dem Kapellmeister des Nichts?
Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt auf das "less than nothing" an.

Herzlichst, Ihr Kommunistenschwein und RT Deutsch IM

Heiner Müller

P.S. https://www.youtube.com/watch?v=mwWOrDPqWtY

Mathias Ellwanger hat gesagt…

Der Plot der Schnulze laut Pohrt:

"Die Menschen haben über viele Generationen hinweg durch harte Arbeit den Urwald in Ackerland verwandelt und aus wildem Auerochsen friedliche Milchkühe gemacht. Sie haben Sümpfe entwässert, Straßen und Dämme gebaut, Kohle und Eisen aus der Erde geholt. Das alles hat viel Blut, Schweiß und Tränen gekostet, aber am Ende werden sie mit der Befreiung der Menschheit belohnt. Im Himmel schauen die Engel zu, die auf Erden Sklaven gewesen wären, die ausgepeitscht und erschlagen wurden, oder Grubenarbeiter, die nie das Tageslicht erblickten. Sie freuen sich: Wir haben nicht umsonst gelebt, unser Leid hat sich gelohnt. Dann singen alle den Schlusschor aus Beethovens Neunter."

aus: konkret 11/14

Mathias Ellwanger hat gesagt…

Und weiter: "Diese Hollywood-Schnulze braucht er, weil er nicht einfach sagen kann: Ich will. Weil er halt kein Revolutionär ist. (...) Der Revolutionär kann sagen: Die Kausalität bin ich, der Grund, dass etwas geschehen soll, ist der, dass ich es will. Ich bin die Ursache. Wir haben diese endlose Ausbeutung und Unterdrückung satt. Jetzt wird abgerechnet. Friede den Hütten, Krieg den Palästen! Der Kommunist zeigt statt dessen auf ein paar Regalmeter Bücher, die er selbst nicht verstanden hat "

Anonym hat gesagt…

Schulbuchwissen über Histomat ein lodernd Irrlicht,

Genährt durch verkohlte Reste der MEW, bergend: "Indem die Menschen ihre Lebensmittel produzieren,

Produzieren sie indirekt ihr materielles Leben selbst."

Oh, du verpohrter.




"Erzeugung des Menschen durch menschliche Arbeit", so schnulzt du,

Brav, alter Maulwurf hegelscher Selbstbezüglichkeit der Negation,

Dagegen das antideutsche Stinktier gräbt analytisch blind nach Webfehlern,

Oh, das verpohrte!




"Darum laßt den Kreis durcheilen, den ein Gott uns herrschend zog,

Laßt uns Lust und Leiden teilen, wie die Schicksalswage wog."

Bleibt ungehört von dem im Kreis der Ja- und Neinsager allgemein-uneigentlicher Konvenienz gefangenen,

dem verpohrten.




Hundert Regalmeter kotichter Undogmatik laden ein zum revolutionären Verpeilen.

K***g dem Palast solch unerquicklicher Funktionsmöbel,

Denn unser Leid der Lektüre verpohrter Theoremschusterei hat sich nicht gelohnt,

Verpohrt noch mal.




Heiner Müller

(Sonett aus der Reihe "Habent sua fata carmina terribilia")