Montag, 8. Dezember 2014

Robert Gwisdek: Reisen durchs Bewusstsein

Robert Gwisdek dürfte manchem Kinogänger bereits als Schauspieler bekannt sein aus Filmen wie „Irren ist männlich“, „NVA“ oder „Neue Vahr Süd“. Und den Konzertgängern vielleicht als Frontmann der inhaltsschweren Indie-Rap-Gruppe Käptn Peng & die Tentakel von Delphi. Nun hat der 30-jährige Berliner als Romanschriftsteller debütiert.

Er hätte es sich dabei leichtmachen und kommensurable Pop-Literatur produzieren können. Gwisdek entschied sich stattdessen für ein sehr forderndes Debüt, eines, das den Leser bisweilen auch überfordert.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Igor, der Welt mit Staunen und Unverständnis gegenüberstehend, stattdessen lieber innere Welten erkundend, sich gesellschaftlich eher am Rande bewegend. Als der einzige Mensch stirbt, der ihm nahe stand, zieht Igor sich komplett ins Innere zurück und startet ein Experiment: 100 Tage in einem völlig abgedunkelten Raum. Es folgt eine Reise durchs Bewusstsein, durch innere Parallelwelten. Diese Reise ins Innere des Protagonisten bricht mit linearen Erzählweisen und spielt mit unterschiedlichen Vorstellungsebenen.

Gwisdeks Protagonist trifft dabei unter anderem auf den Tod und das Nichts, begegnet dem seltsamen Volk der K und durchläuft ein skurriles, kafkaeskes Gerichtsverfahren. Das alles spielt sich in einem riesigen undurchdringbaren Gebäude mit eigenen Regeln statt. Dabei ist viel von Dreiecken und Kreisen die Rede – Symbole für Endlichkeit und Unendlichkeit. In einer zentralen Stelle des Buches versucht Igor dann einen Kreis zu zähmen. Was im Inneren des Protagonisten stattfindet, bleibt bis zuletzt ein Stück weit rätselhaft.

Wahrlich kein leichter Stoff, den Robert Gwisdek seinen Lesern da zumutet. Das in einem zweimonatigen Schreib-Rausch verfasste Werk reiht sich in eine lange Tradition fordernder Literatur über die Krise des eigenen Ich. Wer mit der Lektüre von Franz Kafka oder E. T. A. Hoffmann vertraut ist, deren Spuren unzweifelhaft in dem Roman zu finden sind, dürfte daher auch mit den teils kryptischen Formulierungen Gwisdeks etwas anfangen können. Ein durchaus gelungener Debütroman von einem Autor, den man unbedingt im Auge behalten sollte.

„Der unsichtbare Apfel“, Robert Gwisdek, 368 Seiten, Taschenbuch, ISBN 978-3-462046410

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