Freitag, 5. Januar 2018

Kubitscheks Metapolitik


Wenn es um den Aufstieg der Neuen Rechten geht, fällt immer häufiger ein Name: Götz Kubitschek. Eine 3sat-Dokumentation beleuchtet den Einfluss des Aktivisten und Verlegers - und zeigt, wie stark das, was er als Metapolitik bezeichnet, den politischen Mainstream bereits beeinflusst. 

Im Herzen ist Kubitschek immer noch Soldat. In einem "normalen Land" wäre er das auch heute noch, bekennt er in der Doku "Die rechte Wende - Beobachtungen jenseits der Mitte", die sich mit den neusten Entwicklungen innerhalb der intellektuellen Rechten beschäftigt. Aus der Bundeswehr ist der einstige Oberstleutnant längst ausgeschieden. Doch sein Kampf gilt nach wie vor der Verteidigung des deutschen Volkes.

Seit mehr als 15 Jahren arbeitet Kubitschek als Verleger, Journalist und intellektueller Vordenker an einer geistigen Wende. Seit der Flüchtlingskrise (die wie ein "Brandbeschleuniger" für seine Arbeit gewirkt habe) trägt diese Saat langsam auch Früchte. Längst sind Name und Gesicht des anti-bürgerlich rechten Aussteigers über die Szene hinaus bekannt. Was auf seinem Rittergut in Schnellroda metapolitisch (im Sinne eines Kulturkampfes von rechts) entworfen wurde, findet merklich immer mehr Eingang in den politischen Mainstream. (Sogar die New York Times hat ihn deshalb bereits so ausführlich wie präzise porträtiert.)

Am deutlichsten erkennbar ist sein Einfluss am Aufstieg der AfD. Wurde sein Mitgliedsantrag anno 2015 noch abgelehnt, so wirkt Kubitschek durch seinen Verlag Antaios, die Zeitschrift Sezession sowie dem Institut für Staatspolitik heute stärker in die Partei und vor allem ihren rechten "Flügel" hinein, wie er das als Mitglied wahrscheinlich könnte.

Im Grunde ist Parteipolitik dem gebürtigen Oberschwaben aber ohnehin zuwider. In einer Szene des Films spricht Kubitschek in der ostdeutschen Provinz vor AfD-Parteinachwuchs - und gibt ihnen  statt strategischen Anweisungen den Ratschlag, erst einmal etwas aus ihrem Leben zu machen. Nur wer fest im Leben stehe, könne seiner Meinung nach richtig politisch handeln. Die Jugend dankt dennoch mit Applaus.

Ein rechtes Netzwerk

Aber auch über die AfD entfaltet die politische Arbeit des 47-Jährigen mittlerweile ihre Wirkung. Beim Aufbau der Identitären Bewegung in Deutschland etwa, einem rechten Hausprojekt in Halle oder der fremdenfeindlichen Kampagne "Ein Prozent" (die neben dem Bau von Zähnen auch völkische Rapper wie "Komplott" fördert). Diesen rechten Projekten gemeinsam ist ein junges, modernes Erscheinungsbild und eine Rhetorik, die offen rassistische Formulierungen vermeidet. Stattdessen setzen sie auf linke, fast schon subversive, den 68ern entlehnte Aktionsformen, die sie in zeitgemäß geschnittenen Videos aufbereiten.

Daneben spricht Kubitschek bei Pegida-Demos und hat sich vernetzt mit Grenzgängern wie dem Ex-Anti-Deutschen und neu-völkischen Jürgen Elsässer, durchgeknallten Outlaws wie dem einstigen Katzenkrimi-Autor Akif Pirinci und Renegaten wie dem inzwischen verstorbenen Rolf Peter Sieferle, dessen umstrittene Aphorismen-Sammlung "Finis Germania" im vergangenen Jahr zum skandalösen Bestseller wurde.

Kubitschek wähnt sich dabei, ganz grundsätzlich, ganz soldatisch, im Kampf um den Erhalt des Deutschen, seiner Kultur, seines Volkes. Gerade weil er dabei keine kurzfristigen politischen Strategien verfolgt, sondern vielmehr den politischen Diskurs nach rechts drehen möchte, ist er im Moment so erfolgreich. Und das, was durch seine Arbeit entsteht, so gefährlich für diese Republik.

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