Samstag, 18. November 2006

Insomnia

"Making excess / mess in darkness / No electricity, Something's all over me, greasy / Insomnia please release me / and let me dream of making mad love to my girl on the heath / Tearing off tights with my teeth / But there's no release, no peace / I toss and turn without cease / Like a curse / I open my eyes and rise like yeast”

Manch einer wird sich noch erinnern an dieses Lied, das Mitte der Neunziger überall zu hören war und zu den wenigen House-Tracks zählt, die ich heute noch gerne höre. Nun, wie komme ich bloß darauf, plötzlich über House zu schreiben? Die Antwort ist einfach: mir geht es ähnlich wie Maxi Jazz. I can’t get no sleep – und das schon seit beinahe sechs Wochen. Die Welt um einen herum erscheint mit der Zeit immer surrealer, ich fühle mich abwechselnd high und down, hibbelig und lethargisch, voll aufnahmebereit und weit weit weg. Das wirklich faszinierende ist, dass sich der Körper überlisten lässt, dass er den fehlenden psychischen Ausgleich kompensieren kann, dass ich dennoch funktioniere.

Mitten in der Nacht aufzuwachen und auf einen Schlag hellwach zu sein hat schon etwas extrem unangenehmes. Nach zwei Stunden Schlaf am nächsten Abend dann partout nicht einschlafen zu können, sich beinahe zwei Stunden im Bett zu wälzen, um dann – endlich eingeschlafen – nach drei Stunden schon wieder im Bett stehen zu müssen, macht schon direkt wütend, wäre man nicht durch den Mangel an Schlaf so geschwächt.

Und nun? Ich fange an, mich an meine Insomnie zu gewöhnen, nutze die Zeit, mich in sinnlose Gedanken zu versteigen, die Welt zu verfluchen und hoffe, dass meine Schlaflosigkeit sich nicht in eine allgemeine Boshaftigkeit gegen die Welt entwickelt. Denn neben der allgemeinen Ambivalenz der Gefühle, die sie bei mir auslöst, macht sie mich unausgeglichen und reizbar gegenüber meinen Mitmenschen. So sitze ich an diesem trüben Samstagnachmittag an meinem Fenster, starre apathisch in die spätherbstlich entblätterten Äste der Bäume gegenüber, doch wie sang schon 1963 der inzwischen mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Wolf Biermann: „Wartet nicht auf bessre Zeiten / Wartet nicht mit eurem Mut / Gleich dem Tor, der Tag für Tag / An des Flusses Ufer wartet / Bis die Wasser abgeflossen / die doch ewig fließen“…

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du solltest Deine unfreiwilligen Lucubratiunculae vielleicht kreativ nutzen. Ansonsten halt mal wieder abgehen, die Bewusstlosigkeit des Rauschs wird Dir die Hand reichen, die Dir der Schlaf so unwillig entzieht.
In diesem Sinne...

Meike hat gesagt…

ich geb ray erstmal recht.
aber denke du solltest dich nicht daran gewöhnen und es einfach akzeptieren. in dem moment ja, aber auf dauer nein!
träumst du noch? der mensch braucht träume! r.e.m.-phase, verarbeitung... das geht nur mit tiefschlaf.

Mathias Ellwanger hat gesagt…

Ohja, ich träume noch, und das zumeist sehr heftig. Dann ist der Traum unmittelbarer Anlass dafür, dass ich aus dem Schlaf erwache. Die erste schlaflose Nacht hatte ich vor sechs Wochen als ich mitten in der Nacht aus einem Traum aufschreckte, in dem ein gewisser Psychologie-Professor namens Hans Mogel die Hauptrolle einnahm...