Sommer 2002:
Manchmal, da bricht das Leben über uns herein wie ein Donner, zumeist jedoch treibt es gemächlich wie ein mäandrierender Fluss. In jenen gewittrigen Momenten aber, in denen Zeit und Raum sich seltsam ineinander verschachteln, die tradierte Ordnung für kurze Zeit aus den Fugen gerät, da lässt sich die enorme Sprengkraft erahnen, die jenen Momenten innewohnt.
Es ist banal, aber nichtsdestotrotz völlig richtig, dass es individuelle Entscheidungen sind, welche die Welt – zumindest jene Welt, die der Mensch zu erfassen mag – stetig verändern und zugleich bewahren. Und stets hätte auch alles völlig anders kommen können. Die letzten Gründe unserer Entscheidungen sind für uns meist selbst nicht nachzuvollziehen und wir neigen daher, aus reinem Selbstschutz, dazu, sie zu rationalisieren.
Die von all den kleinen Schritten ausgehende Dynamik, ist weder absehbar, noch zu kontrollieren. Der Mensch möchte immer alles geordnet, logisch und erklärbar haben, weshalb er allen Dingen nachvollziehbare Strukturen gibt, aus denen eine eigene Logik folgt, die aber ausschließlich daher so oft funktioniert, weil wir an eben diese Ordnung auch glauben.
Mit den „richtigen“ Gründen sind wir leicht zu überzeugen, wir benötigen die Berechenbarkeit des Alltags, um unser Leben bewältigen zu können. Doch ist nicht letztlich alles Zufall, Produkt vieler voneinander unabhängiger Faktoren? Die Strukturen, in die wir gestoßen werden, können wir uns schließlich nicht aussuchen – aber wie wir innerhalb dieser Strukturen unsere Rollen auslegen, bleibt, so scheint es, uns überlassen. Wobei: es gibt immer den oder die Anderen, auf die wir unsere Handlungen beziehen, die uns beeinflussen und die wiederum von Anderen beeinflusst wurden.
Ein buntes Gewirr, das so undurchschaubar ist, dass wir dazu neigen, den mäandrierenden Fluss als Paradies misszuverstehen, wo es doch die Blitze sind, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten sollten auf der Suche nach den Geheimnissen des Lebens. Und vielleicht ist es gerade das, was unser Leben lebenswert machen kann, und jede Anstrengung es zu lüften nicht nur müßig, sondern anmaßend. Aber da müsste man sich ja entscheiden…