"Die Vorstellung, dass es eine andere Welt geben kann, sei es das
Jenseits wie im Christentum, sei es das Diesseits wie im Kommunismus,
ist nicht mehr da. Stattdessen macht man Selfies", sagt der Philosoph Boris Groys im Gespräch mit der SZ zum 100. Jahrestag der Russischen Revolution. Der Kommunismus habe die Welt globalisiert, doch die Ideologie der Globalisierung komme gerade an ihr Ende.
Marx sei damit aber keineswegs erledigt, so Boys, der bis Anfang der 1980er-Jahre in der Sowjetunion wissenschaftlich tätig war: "Dieser extreme Individualismus, die Hoffnung, sich völlig von der
übrigen Gesellschaft zu isolieren, um es allein zu schaffen, das ist die
Utopie unserer Zeit. (...) Aber dieser Glaube funktioniert nur so lange, bis die
Kluft zwischen Reich und Arm viel größer wird, sodass der Einzelne die
Hoffnung verliert, sie zu überwinden. Wir sind noch nicht so weit, aber
so weit wird es kommen. Und dann werden Marx' Gespenster zurückkommen."
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