Freitag, 6. Januar 2017

Neuer Himmel, neuer Mensch

"Die Vorstellung, dass es eine andere Welt geben kann, sei es das Jenseits wie im Christentum, sei es das Diesseits wie im Kommunismus, ist nicht mehr da. Stattdessen macht man Selfies", sagt der Philosoph Boris Groys im Gespräch mit der SZ zum 100. Jahrestag der Russischen Revolution. Der Kommunismus habe die Welt globalisiert, doch die Ideologie der Globalisierung komme gerade an ihr Ende.

Marx sei damit aber keineswegs erledigt, so Boys, der bis Anfang der 1980er-Jahre in der Sowjetunion wissenschaftlich tätig war: "Dieser extreme Individualismus, die Hoffnung, sich völlig von der übrigen Gesellschaft zu isolieren, um es allein zu schaffen, das ist die Utopie unserer Zeit. (...) Aber dieser Glaube funktioniert nur so lange, bis die Kluft zwischen Reich und Arm viel größer wird, sodass der Einzelne die Hoffnung verliert, sie zu überwinden. Wir sind noch nicht so weit, aber so weit wird es kommen. Und dann werden Marx' Gespenster zurückkommen."

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