Freitag, 3. August 2007

High Fidelity Teil 2: Bob Dylan




Heute: meine momentanen Lieblingsalben von His Bobness 

10. John Wesley Harding (1968): Im berüchtigten Jahr der internationalen Stundentenrevolten hatte sich Dylan längst von seinem Protestfolkimage verabschiedet, aber auch den Folkrock hinter sich gelassen, um sich nach Nashville zu verkriechen und in sagenhaften zwölf Stunden ein Album von makelloser Schlichtigkeit zu produzieren, das seltsam unzeitgeistige Folk/Countrymusik mit archaischen Texten vereint, vgl. All along the watchtower

9. Desire (1976): Dylans letztes gutes Album vor seiner religiösen Erweckung und der darauf folgenden kommerziellen Verbrämung Mitte der Achtziger Jahre. In Folge der legendären Rolling Thunder Review entstanden, wird Dylan hier so explizit und persönlich wie selten und dabei konterkariert von einer mystischen Musik, begleitet von der Geigerin Scarlet Rivera und der Sängerin Emmylou Harris. Mit "Hurricane" schrieb er nebenbei sein erstes und wichtigstes politisches Lied seit langem, das mit dazu beitrug, das rassistische Justizurteil gegen Rubin Carter zu widerrufen, vgl. Isis

8. Love and theft (2001): “Bringing it all back home” möchte man fast sagen. Nach knapp vierzig Jahren kehrt Bob noch mal dahin zurück, wo er einst begann, greift tief ins all american songbook. Hier wird der Diebstahl zur Kunstform, das Album zum einzigen Zitat (v.a. obskurer Schellackplatten der 20er und 30er Jahre) und zugleich durch und durch Dylan. Hier treffen Swing, Bluegrass, Garagen-Rock, Gospel und viel Delta-Blues auf eine gebrochene, durch Aufrauung mit ironisierter Geschmeidigkeit gesegnete Stimme, vgl. High water (for Charlie Patton)

7. The freewheelin Bob Dylan (1963): Das zweite Album und schon ein Meisterwerk – hier wurde eine Legende geboren und Erwartungen geweckt, die schon bald mit erstaunlicher Konsequenz enttäuscht wurden. Ein Album voll schöner, gezupfter Folksongs zwischen Protest und Liebe, vgl. Girl from the north country

6. The times they are a-changin (1964): Sein mit Abstand politischstes Album – vom ätzenden “With god on their side”, über „The lonesome death of Hattie Carrol”, eine Ballade über die rassistische US-Justiz, bis zum legendären Titelsong war Dylan nie näher am Zeitgeist und lieferte den Soundtrack zur Bürgerrechtsbewegung. 

5. Blood on the tracks (1974): ein Manifest des Schmerzes und für viele sein intensivstes Album. Von einer Beziehungskrise angetrieben singt er hypnotisch, wortgewaltig und ergreifend wie lange nicht mehr – mit kleinen Abstrichen bei der musikalischen Umsetzung, die mir einen Tick zu monoton geraten ist, vgl. Tangled up in blue

4. Bringing it all back home (1965): Mit diesem Album wurde Dylan zum Judas für seine Fans, die ihn fortan auf Konzerten auspfiffen und beschimpften. Spätestens hiermit begann Dylans Exodus aus den Erwartungen und der wohligen Watte des Ruhms. Die Kompromisslosigkeit und der Bruch von Erwartungshaltungen sollten fortan zu einem seiner Markenzeichen werden, vgl. Subterranean Homesick Blues

3. Highway 61 revisited (1965): Die konsequente Fortführung von “Bringing it all back home” und lyrisch eines seiner stärksten Werke. Ein Album, das mit “Like a rolling stone” anfängt und mit “Desolation row” endet und den konsequenten Höhepunkt seiner Folkrockphase darstellt.

2. Blonde on blonde (1966): das erste Doppelalbum der Musikgeschichte und mit Sicherheit eines der besten. Die Fäden, mit den beiden vorherigen Alben sorgsam gesponnen, werden hier schon brüchig, sind aber noch einmal zu einem famosen Gemälde vereint, das in der knapp 20minütigen Ballade „Sad eyed lady of the low lands“ seinen Abschluss und zugleich Höhepunkt finden sollte.

1. Time out of mind (1997): Mitte der 90er Jahre war Mr. Zimmerman’s Krise endgültig bewältigt und der Weg frei für eines der schmerzhaftesten und intensivsten Alterswerke der Musikgeschichte. Düster und schwer, aber nicht ohne eine gewisse Ironie, von einer düster bis hoffnungslos bluesig aufspielenden Band begleitet, singt er über Lebens- und Liebesenttäuschung, Altersleiden und Todessehnsucht, Kälte, Einsamkeit und Angst vor dem Wahnsinn bis hin zur Selbstzerstörung. „I tried to love and protect you because I cared / I'm gonna remember forever the joy we've shared / but looking at you and I'm on my bended knee / you have no idea what you do to me /I'm 20 miles out of town Cold Irons bound



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Da könnte man ja glatt zum Dylan-Fan werden, wäre da nicht die unerträglich näselnde Stimme