Freitag, 21. Januar 2011

Der Gelehrte in der engen Gasse

KLATSCHEND schlagen des Vogels Schwingen,
Stößt er gegen des Käfigs vier Wände.
Elend und grau lebt der Gelehrte in einer engen
          Gasse;
Einem Schatten anhangend, haust er in leerer Hütte.
Geht er aus, weiß er doch nicht, wohin.
Dornen und Disteln versperren ihm jeglichen Pfad.
Seine Pläne mißraten und werden zunichte,
Gestrandet bleibt er zurück wie ein Fisch im
          trockenen Teich.
Draußen - nicht einen Heller Gehalt;
Drinnen - nicht ein Korn in der Kammer.
Seine Verwandten verachten ihn für sein Versagen,
Die Gefährten und Freunde verhalten sich täglich
          kühler.
Su Ch'in durchzog im Triumphe den Norden,
Li Ssu wurde Premierminister im Westen;
In plötzlichem Glanz erglomm ihres Ruhmes Blüte,
Doch ebenso schnell welkte sie hin und verging.
Tränke man auch aus dem Strom, mehr als des Leibes
          Maß kann man nicht fassen;
Sein Genügen zu haben ist gut, Übersättigung sinnlos.
Der Vogel im Walde kann nur auf einem Zweige sich
          wiegen,
Und dieses Vorbild sollte der Weise sich wählen.

                                         TSO SSU, gestorben etwa 306 n. Chr.

1 Kommentar:

Manuel Iwansky hat gesagt…

Ein Botaniker (Gunnar Norrman) mit Hang zur Asiatischen Malerei könnte sowas illustriert haben...