Freitag, 1. Juni 2007

G8 - wozu?


Seit Wochen bestimmen die Vorbereitungen auf das Gipfeltreffen der großen Industrienationen in der beschaulichen „weißen Stadt“ (die ich zufälligerweise letzten Sommer besuchte) an der Ostsee das politische Tagesgeschehen und die journalistische Berichterstattung. Und mit jedem Tag fällt es mir schwerer, noch einen Sinn darin zu erkennen. Als Altkanzler Helmut Schmidt und seine damaligen Kollegen Mitte der Siebziger, ausgelöst durch die Ölkrise, sich zum ersten Mal abseits von den üblichen politischen Veranstaltungen zusammensetzten, hatten diese Treffen noch den informellen Charakter eines Kamingesprächs und waren dementsprechend relativ erfolgreich. Davon kann heute keine Rede mehr sein: uns erwartert stattdessen ein aufgeblasenes, viel zu teures Medienspektakel, zu dem die Regierungschefs mit einem gigantischen Stab an Mitarbeitern und Beratern anreisen, und das nicht nur zur Aushöhlung von Grundrechten zu führen scheint, sondern obendrein auch noch – wie die Jahre zuvor – aller Aussicht nach reichlich ergebnislos verlaufen wird. Stattdessen wird es wie immer viel Symbolik geben, die den Kritikern der marktliberalen Globalisierung viel Angriffsfläche bietet und den üblichen Verdächtigen wie Bono, Grönemeyer, Campino & Co. eine Bühne bietet, um ihr Gutmenschentum in vollen Zügen ausleben zu können.

Hinzu kommt, dass es sich bei dieser ganzen Angelegenheit um eine alles andere als demokratische und zudem rein weiße Veranstaltung handelt, bei der mal wieder (zur Beruhigung des schlechten Gewissens) mit Vorliebe paternalistisch über die ach so armen, hilfsbedürftigen Afrikaner geredet wird. Dass an einem Tag wenige afrikanische Regierungschefs, so Merkel "vorgeladen" werden, macht die Sache letztendlich auch nicht unbedingt legitimer. Der Erfolg vergangener G8-Gipfel, die Afrika thematisierten, spricht für sich. Wem nützt also dieser alles andere als zeitgemäße G8-Gipfel? Den neurotischen Profilierungssüchten der großen Acht, die sich damit selbst vergewissern können, immer noch die Geschicke dieser Welt zu bestimmen? Dem angeblichen Souverän bestimmt nicht. Deshalb plädiere ich für die sofortige Abschaffung dieser unnötigen und politisch fragwürdigen Veranstaltung!

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