Dienstag, 28. Dezember 2010
Mixtape No.2: Zwischen den Zeiten
2. King Crimson: 21st century schizoid man (1969)
3. Prof. Wolfff: Hetzjagd (1972)
4. Embryo: Opal (1970)
5. Popol Vuh: Kyrie (1973)
6. Neu!: Negativland (1971)
7. Faust: The Sad Skinhead (1973)
8. Can: Halleluwah (1971)
9. Nick Cave and The Bad Seeds: Avalanche (1984)
10. Tom Waits: God's away on business (2002)
11. Leonard Cohen: The Stranger Song (1969)
12. Joanna Newsom: The Book of Right-On (2004)
...und das Mixtape als Youtube-Playlist.
Donnerstag, 23. Dezember 2010
Dienstag, 21. Dezember 2010
Kleine Adventsabhandlung
gespiegelt auf einer Kugel aus Glas,
Kilometer Glitterfäden, Tannengrün, ein Spiel
allzu deutlicher Zeichen, Teile,
die sich scheinbar leicht zum mythischen Wort fügen,
Weihnachten - lächerlich. Lies Storms Sachen,
sie den Dichter, bastelnd, kuchenbackend, den kindlichen
Traum lebend; den Tod im Innern der Kugel
gebannt. Nein? Lesen heißt: Zuckerguss abkratzen,
und darunter neuen finden, weniger süß -
Da sind Kornhalme, die Strohhalme werden.
Strohhalme, die sich zu Sternen verhaken.
(Silke Scheuermann)
Sonntag, 19. Dezember 2010
Mixtape No.1: Werke und Tage
2. Mr. Bungle - The Air-Conditioned Nightmare (1999)
3. Captain Beefheart and His Magic Band - Sweet sweet bulbs (1969)
4. The Mothers of Invention - Who needs the peace corps? (1968)
5. John Coltrane - Impressions (1961)
6. John Zorn - Khebar (1999)
7. Hans Unstern - Ein Coversong (2010)
8. Brüllen - Es ist so still (1995)
9. Die Goldenen Zitronen - Positionen (2009)
10. Mount Kimbie - Before I move off (2010)
11. Pantha du Prince - Welt am Draht (2010)
12. Logh - City, I'm sorry (2003)
...und hier das Ganze als Youtube-Playlist.
R.I.P. Captain Beefheart
1. Ein Auftritt am Strand von Cannes vom 27. Januar 1968:
2. Ella Guru von seinem verstörenden Meisterwerk Trout Mask Replica aus dem Jahre 1969:
3. Hair Pie: Bake 1 - ebenfalls aus Trout Mask Replica:
Donnerstag, 16. Dezember 2010
gedicht für die gedichte nicht lesen
aus der nebelkammer? wer schwimmt,
einen gummiring um den hals,
durch diese kochende lache
aus bockbier und blut?
er ist es,
für den ich dies in den staub ritze,
er, der es nicht entziffert.
wer ist ganz begraben von zeitungen
und von mist? wer hat uran im urin?
wer ist in den zähen geifer
der gremien eingenäht? wer
ist beschissen von blei?
siehe,
er ists, im genick die antenne,
der sprachlose fresser mit dem räudigen hirn.
was sind das für unbegreifliche ohren,
von wüstem zuckerguß triefend,
die sich in kurszettel wickeln
und in den registraturen staplen
zu tauben mürrischen bündeln?
geneigte,
ohren verstörter verräter, zu denen
rede ich kalt wie die nacht und beharrlich.
(Hans Magnus Enzensberger, 1960)
Sonntag, 12. Dezember 2010
Immer nie am Meer
Was sich dann entwickelt ist eine höchst unterhaltsame Tragödie über das Scheitern und die Lächerlichkeit der menschlichen Existenz. Alle drei sind zwar schon vor ihrem Zusammentreffen gescheiterte Gestalten: Baisch ist ein langweiliger Archäologe, dessen Ehe aufgrund seiner Bräsigkeit gerade in die Brüche ging (und dessen Frau gerade auf seine Kosten mit ihrem Geliebten im Flieger Richtung Süden sitzt), Anzengruber ein zynischer, depressiver Alkoholiker, und Schwanenmeister, nunja, ein durch Absteigen tingelnder Alleinunterhalter. Doch die Extremsituation lässt alle Fassaden fallen. Dabei geraten die Temperamente der beiden Österreicher und des Norddeutschen ebenso aneinander, wie der Weltekel Anzengrubers und Baischs allzu brüchige bürgerliche Fassade.
Spieglein, Spieglein
Gisbert zu Knyphausen (aus seinem gleichnamigen Debütalbum, 2008)
Die Scheiße
als wär sie an allem Schuld.
Seht nur, wie sanft und bescheiden
sie unter uns Platz nimmt!
Warum besudeln wir denn
ihren guten Namen
und leihen ihn
dem Präsidenten der USA,
den Bullen, dem Krieg
und dem Kapitalismus?
Wie vergänglich sie ist,
und das was wir nach ihr nennen
wie dauerhaft!
Sie, die Nachgiebige,
führen wir auf der Zunge
und meinen die Ausbeuter.
Sie, die wir ausgedrückt haben,
soll nun auch noch ausdrücken
unsere Wut?
Hat sie uns nicht erleichtert?
Von weicher Beschaffenheit
und eigentümlich gewaltlos
ist sie von allen Werken des Menschen
vermutlich das friedlichste.
Was hat sie uns nur getan?
(Hans-Magnus Enzensberger, 1964)
...rezitiert von Harald Schmidt (1999).
Freitag, 10. Dezember 2010
Down Down
Übrigens: Da die Band bisher noch keinen Plattenvertrag hat, lassen sich auf ihrer Last.FM-Seite jede Menge Songs kostenlos herunterladen.
Dienstag, 7. Dezember 2010
"Der Kulturalismus ist eine reaktionäre Kraft"
Doch wie lassen sich unbestreitbar vorhandene kulturelle Unterschiede ohne eine Vorstellung von Multikulturalismus oder "Leitkultur" innerhalb eines Staatswesens zusammenbringen ohne zugleich die gesamtgesellschaftliche Solidarität aufzugeben? Handelt es sich beim Säkularismus nicht letztlich auch um eine historisch gewachsene, westliche "Leitkultur" im Mantel des Universalismus? Und ist die säkulare Gesellschaft nicht zwangsweise auch eine multikulturelle? Die Kritik am radikalen Multikulturalismus leuchtet ein, ebenso wie die Forderung nach Abschaffung besonderer religiöser Vorrechte. Dass damit der Schlüssel zur Lösung kultureller Konflikte (wie konstruiert diese auch immer seien) gegeben sei, mag ich allerdings zu bezweifeln. So leicht scheint sich die kulturelle Falle dann doch nicht umgehen zu lassen.
Freitag, 19. November 2010
Essentielle Musikvideos Teil 6
Hans Unstern & Band - Anglet
Mein Leben hangelt sich an Autobahnen entlang
Automobile hasse ich mehr als alles
Werd mir einen Zebrastreifen malen
Wie sie ihrem Ziel entgegen rasen
Wie sich auf der Überholspur Penisse jagen
Mein Blick verbeugt sich mehr und mehr
Aus dem Straßengraben befühle ich die Dinge neu
Ich liege so krumm und falte mir die Ohren dicht
Nachts ist manchmal für fünf Minuten Ruhe
Über mir die Frau im Mond
doch ihr Glänzen steckt im Stau
Ich habe vertrocknete Tinte für ein dickes Buch im Bauch
Blei auf der Stirn und Rost unter den Augen
Der Weg ist denkbar ausschließlich
Ich murmele einige Bartworte auf mein Blech
überwuchert von Planken und Heulen
Wieder ein Jahr
Ich friste den Winter mit Schreiben für Klarinette
Der wärmste Klang den ich mag
Es darf nicht jeder Ton vorkommen
Es braucht Zeit
Ein Stück schreibt sich in so drei Monaten
wenn ich Glück habe zwei bis zum Gruen
Wenn die Frösche zur Wanderschaft rufen
habe ich bald Freunde die mit großen Augen
ohne Sorge Geisterbahnfahrer beschwören
Ich sehne das Fest herbei
Am Ende der Storchenwiese feiern wo ich liege
Wir basteln Flügel aus Unrat
Hitzesommerpolaroids
von Ellenbogen über sonnendurchglutetem Teer
Fuer meine Glasfasergalerie im Spinnennet
sammle ich robbend Zigarettenstummel
um von dem Pfand die Maut zu zahlen
Ein Ellenbogen wäscht den andern
Im Herbst halte ich Winterschlaf
umgeiert von Raben über mir wie fettes Laub
Ich habe einen Deal mit den Ratten des naheliegenden Abortes
Sie bringen mir siebzig Kilo Kastanienlaub
und ich verrate ihnen in welcher Karosse Kokain lagert
Urlaub unter Laub
In der fünften Jahreszeit
der schwierigsten im Graben
verharre ich im Lunayoga
Es funktioniert im Liegen und ist lebensnotwendig
wo angestaunte Touristen meinen Tod diagnostizieren
Der kommende Aufstand
Es handelt sich bei "Der kommende Aufstand" um ein zeitgemäßes anarchistisches Pamphlet, das jegliche politische Organisationsstruktur ablehnt und ganz auf die Kraft der Situation und der Dekonstruktion setzt. Vieles bleibt hier sehr im französischen Kontext (Pariser Commune, action directe, Banlieu-Aufstände, Proteste und Generalstreiks) verhaftet und knüpft an die situationistische, dekonstruktivistische und postmoderne Tradition der politischen Philosophie an. Und wo die Analyse bisweilen messerscharf seziert, wirkt die Handlungsanleitung seltsam dünn. Viel mehr als Selbstorganisation ohne Organisation, Illegalität, Subversion und Destruktion haben die Autoren leider nicht im Angebot. Damit lassen sich die Widersprüche des Anarchismus nur schwer beheben.
Was bleibt ist eine intellektuell anregende Lektüre, die ich mit mehr Gewinn gelesen habe als das theorielastige, kryptische Empire von Hardt/Negri. Um das kommunistische Manifest des 21. Jahrhundert - wie vielfach behauptet - handelt es sich wohl allerdings bei keinem der beiden Werke. Und daher kann ich mich nur Aram Linzel von der taz anschließen: "Mit derartigen Grobschnitzereien bedient dieser Diskurs das grassierende Ressentiment gegen repräsentative Demokratien und ihre Institutionen. Nichteinverstandensein einfach gemacht. Der Situationismus-Update veredelt diese Haltung mit Theorieglamour und dem Nimbus des Radikalen. So bekommt der Leser das gute Gefühl, sich vom gewöhnlichen Protest-Nichtwähler kulturell zu unterscheiden. Mit ihrem Kult der Unmittelbarkeit sind diese Publikationen Anleitungen zur Regression in eine vielleicht verführerische, aber letztlich klaustrophobische Politidylle."
Ergänzung: Die Debatte ist immer noch in vollem Gange: In der FR ist inzwischen auch eine Rezension erschienen. Die taz hat inzwischen kräftig nachgelegt, das Pamphlet in die Nähe von Carl Schmitt und der konservativen Revolution gerückt und es als antidemokratisch und -modern in die rechte Ecke gestellt. In der SZ erschien darauf eine Erwiderung. Faszinierend, auf welchen Resonanzboden das Werk doch fällt...
Ergänzung II: Die von der SZ ins Spiel gebrachte, rechte Sezession hat inzwischen reagiert und die Analogie zwischen dem Unsichtbaren Komittee und Fight Club näher beleuchtet. Und auch die taz hat noch nicht genug von dem Buch und stellt den antimodernen Duktus in eine linke wie rechte Tradition.
Ergänzung III: Und nochmal die Sezession als Reaktion auf die Jungle World, die meinte: "Links ist das nicht".
Ergänzung IV: Auch der Spiegel hat das Werk inzwischen entdeckt und setzt es in eine Reihe mit dem a aktuellen Schmöker des Zeitgeist-Philosophen Precht und der "Müdigkeitsgesellschaft" des mir bisher unbekannten Byung-Chul Han. Aber auch die Sezession kann die Finger (noch) nicht von diesem Werk lassen.
Ergänzung V: Das Unsichtbare Kommittee hat inzwischen Stellung bezogen zu dem Diskurs um die Streitschrift: Verwaltet weiter, verschweigt! Eine Intervention
Montag, 15. November 2010
Impressionen X
Samstag, 6. November 2010
Nachtrag zu Mutter
"Wo andere wegsehen, schaut er nicht nur hin, ja, er kann das von allen nicht gesehene sogar anfassen, ohne es zu beschmutzen. In einem relativ geschützten, weil ästhetisch codierten Raum lebt es stellvertretend für alle aus, was den anderen unmöglich ist: Max Müller, der freundliche, kleine Schmerzensmann, trägt alle Last, alle Schuld, alle Peinlichkeiten dieser Welt auf seinen schmalen Schultern. Und deshalb muß er länger wachbleiben als der Rest. Nicht, um einfach mitzusumpfen, wie all die anderen, die das Leben in der Subkultur als eine bessere Ausrede für Zeitverschwendung betrachten; er bleibt länger wach, um achtzugeben, daß jetzt nicht alles untergeht; einer muß ja aufpassen, nachts in Deutschland, wenn alle schlafen, obwohl sie glauben, daß sie wach sind; also wachbleiben, alleine durch die Stadt schweifen, finden, ohne zu suchen, und dann sieht man ihn um sieben Uhr morgens übernächtigt, aber seltsam verklärt an der Skalitzer Straße stehen, Stunden nachdem sich die Wege getrennt haben, um einem mit dem Döner in der rechten Hand den Weg zurück zum Schlafplatz zu weisen, weil man sich verlaufen hat." (Christoph Gurk)
Und wie hieß es schon in Ohne diese Dinge leben, einem der ersten Texte von Max Müller?
"Solange es Menschen gibt / und solange sie denken müssen / wird es schlechte, kranke Gedanken geben / Vergewaltigungen, Folter und Mord / und das ist gut so! / und das ist gut so! / Denn ich will / in keiner Welt / ohne diese Dinge leben / Und niemand sollte verbieten / was er vielleicht selber fühlt / Und niemand sollte bestimmen / was man sehen darf / und was nicht / Und ich will - und ich will / in keiner Welt / ohne diese Dinge leben / Ich will in keiner besseren Welt... / ich will in keiner schöneren, gerechteren Welt leben / Ohne Teufel gäb es keinen Gott / und alles was vorhanden ist / existiert auch / Du ertrinkst auch wenn du es verbietest / du verzögerst es nur / Und alles was verboten wird / kommt zurück auf eine andere Art / Du kannst sagen was richtig und was falsch ist / was gut und was böse ist / und ich will in keiner Welt / ohne diese Dinge leben."
Montag, 25. Oktober 2010
Can
Ebenfalls aus dem Jahre 1971, Ausschnitt aus einer Dokumentation:
Live im deutschen Fernsehen, anno 1972:
Off the wall,
Up and down, free everything,
What you feel is all gone.
You can make everything
What you want with your head,
You're OK and be aware
Everywhere with your mind.
Two times, goodbye love,
You're sorting out for your room.
Too many savage songs,
Laugh with him today.
Playing everything,
You and your mind
And flying paperhouse
Way back on the laugh.
You just can't give them no more,
You just can't give them no more,
You just can't give them no more.
Honey back, fake everything,
Make them feel so bad.
You can make everything
What you want with your head.
Honey back, fake everything,
Make them feel so bad.
You can make everything
What you want with your head.
Flying paperhouse,
Let's stop in the sky.
Every day my paperhouse
Reaches out, comes in,
Every day my paperhouse
Coming in, reaching out.
Samstag, 23. Oktober 2010
Aufbruch?
Rot ist uns der blinde Graus.
Grau stehn vor uns die steinernen Hallen,
Zeugnisse der letzten gescheiterten Revolutionen,
Revolutionen, die, ins Gegenteil verkehrt,
heute den Wandel verschandeln?
Ich sehe nur Hülsen, übergestreifte Revers.
Wo ist Platz für Gedanken,
da der Hirnriss längst versteinert?
Gebetshallen solltet ihr ihnen errichten,
euren eigenen dahinsiechenden Dogmen.
Schwingt euch hinauf, ihr Hurensöhne
auf den Wogen des Narrenhimmels,
in dem euch eure Führer schon erwarten.
Platzt heraus aus euren Seifenblasen
und stellt euch der kalten Realität!
Werdet Misanthrop, genau wie ich...
Montag, 18. Oktober 2010
Essentielle Musikvideos Teil 5
Mutter - Der Krieg ist vorbei (2001)
(mit Ausschnitten aus dem Film "Für Axel" (Regie: Max Müller und Florian Koerner von Gustorf)
Also erklärst du Probleme dieser Welt
sagst was zu tun ist
aus deiner Welt heraus
ist klar was zu tun ist
Und du lernst schnell
das Schwarz, das Weiß zu unterscheiden
Grau ist keine Farbe, Grau ist keine Farbe
Krieg ist vorbei, ein neuer beginnt
dort sind die Feinde zeig du mir die Opfer
Krieg ist vorbei, ein neuer beginnt
von dem du nie erfahren wirst
Probleme dieser Welt auf deinem Rücken ausgetragen
in einem Augenblick wo du zu erkennen glaubst
keinen Standpunkt zu haben
ist die Schwäche der Anderen
zu schwach zu erkennen
was du zu erkennen glaubst
Krieg ist vorbei, ein neuer beginnt
dort sind die Opfer zeig du mir die Feinde
Krieg ist vorbei, ein neuer beginnt
von dem du nie erfahren wirst
Sonntag, 10. Oktober 2010
Eine Position zur Opposition II.
Dienstag, 5. Oktober 2010
Eine Position zur Opposition.
Samstag, 25. September 2010
Deutschland schafft sich ab.
Doch wer mag es den Migranten verdenken, dass sie sich in dieser Kultur nicht angenommen fühlen, wo nicht einmal die Alteingesessenen dieses Land zu lieben imstande sind? Eine Kultur, die ihre Grundwerte aus einer historischen Schuld ableitet und jede Herausforderung als Krise, jede Veränderung als Problem, jeden Optimismus als Naivität versteht, eine Kultur, die ihre Untergangspropheten feiert und ihre Visionäre bekämpft, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie die Menschen desillusioniert.
Und wer glaubt, dass Deutschland ein Unterschichten-/Integration-/Hartz-IV-Problem hat und es als dringlichste Aufgabe sieht, die Unterprivilegierten dieser Nation in periodischen Abständen wahlweise als unnütz/faul/dumm/antriebslos/kriminell/unsolidarisch zu diffamieren, der soll sich doch bitte fragen, in welcher Gesellschaft er leben möchte! Die großen Krisen der letzten Jahre wurden jedenfalls von ganz anderen, privilegierten und akzeptierten gesellschaftlichen Gruppen verursacht…
Wie viel Wert jedenfalls unsere Bundesregierung diesen Menschen beimisst, zeigen nicht nur die Debatten der letzten Monate, sondern auch die Sparpläne der Bundesregierungen, die nicht nur Arbeitslose massiv betreffen (als politisches Subjekt sind diese ohnehin nicht mehr relevant), sondern auch die enorm wichtigen und völlig überlaufenen Integrationskurse betreffen und in ihrem Fundament bedrohen. Selbst die FAZ musste heute feststellen, dass die Regierungspolitik hier wohl unter einem eklatanten Widerspruch zwischen Rhetorik und Realität leidet. Auch das Dossier der ZEIT vom 16.9.2010 dokumentiert, wie fahrlässig dieses Land mit den intellektuellen Ressourcen seiner Migranten umgeht und straft all jene Lügen, die immer noch an die Mär vom Recht auf Asyl in Deutschland glauben.
Donnerstag, 23. September 2010
Bis neulich
Mittwoch, 22. September 2010
Samstag, 11. September 2010
Propaganda der Ungleichheit
Dienstag, 7. September 2010
Quartiermeister
Auf einem Weg
Auf einem Weg, den steinig zu beschreiben jedweder Beschreibung spottet, umfangen mich Gerüche, die meine umherschweifenden Gedankengänge jäh zersetzen.
An einem Ort, der leer und ohne Hoffnung darbt, dessen kahle, staubtrockene Seele Hunger leidet, möchte ich schreien, doch meine Stimme findet keinen Ausdruck.
An dieser Stelle, die einst voller Träume, voller Hoffnung und Vision, doch fern von Vernunft, hier bleibt Bewegung aus und mir nichts anderes übrig als zu fliehen.
Unter all den Enttäuschungen, die uns des Glaubens und des Muts beraubten, liegen Trümmer, die zu bergen niemand wagt, ob viel zu vieler Zweifel, die wir leiden...
Samstag, 4. September 2010
Flüchtige Notizen II
4/7/2002:
Die Schablone einer Welt, aufgebaut durch Geometrie, Verstand und Expressivität, verblasst, wenn die Realität in existenzialistischer Art und Weise hervortritt. Wie dunkel und fragmentarisch die Realität doch erscheint, und wie gleichzeitig vergleichsweise durchsichtig und
hell die Schablone.
Der Weg in der Mitte ist der Todesmarsch: links und rechts des Weges das "Guten, Wahren und Schönen", rechterhand das mathematisch Fassbare, das keine Farben benötigt. Linkerhand das Sinnliche, das farbenfrohe, aber giftig-unecht-gelbe Auge des Meisters. Geradewegs aber befindet sich nur der Tod, die blanke Realität, mit den Sinnen nur schwer bis überhaupt nicht fassbar, und dem Mathematisch-Analytischen gänzlich verschlossen.
Hier offenbart sich die Tragödie des amerikanischen Volkes (dessen Schablone, nebenbei gesagt, an solch einem Tag besonders überdimensioniert erscheint) besonders deutlich, der jeglicher Blick auf den schimmrigen, dreckigen Mist von Wirklichkeit gänzlich aberzogen wurde. (Hiermit würde sich das Auge als hypnotisches Zentrum der Lachleute, Nettmenschen, aber auch Konzeptkünstler und sonstigem Müll erklären lassen.)
Die amerikanische Gesellschaft jedoch ist tief gespalten. Wer einem der beiden Gipfel nah ist, befindet sich im Gipfelrausch, nahe am Schwachsinn. Links Utopia und rechts Mathematica. Wer auf der Ebene steht, steht im Dreck, ist weder erhaben noch glücklich im menschlich-degenerierten Sinne, sondern kennt nur ein Ziel: das Joch der Unkenntnis und die tiefen Weiten der Hölle - unserer Wirklichkeit.
Freitag, 2. Juli 2010
Future Subjunkies
Es fehlt an Stille, an Kontemplation. Alles strebt, vibriert, ist ständiger Informationsflut ausgesetzt, ohne dass Information noch irgendeinen Unterschied machen würde. Neurosis. Dieses Leben macht uns krank - allesamt! Hillenkamp. Die unendlichen Sex-, Drogen- und Erfolgsmöglichkeiten machen den freien Menschen unfrei. Selbstzerstörung und Selbstverbesserung - eine Dialektik des freien unfreien kapitalistischen Nutzenmaximierers?
Am Ende bleibt der Wandel nur Illusion, leere Hülle für ein falsches Leben. Doch was ist "richtiges" Leben? Unter der Oberfläche erscheint unser ach so modernes Dasein, unsere ach so emanzipierte Gesellschaft zwanghaft, barbarisch, substanzlos. Konsum ersetzt Sublimation, Inszinierung Erleben. Jenseits des Mythos liegt das Reich der Distinktion. Auch welcher Seite stehst du?
Donnerstag, 3. Juni 2010
Montag, 31. Mai 2010
Essentielle Musikvideos Teil 4
Rollins Band - Liar (1994)
you think you're going to live your life alone
in darkness and seclusion... yeah, I know
you've been out there and tried to mix with those animals
and it just left you full of humiliated confusion
so you stagger back home and wait for nothing
but the solitary refinement of your room spits you back onto the streets
and now you're desperate and in need of human contact
and then you meet me and your whole world changes
because everything I say is everything you've ever wanted to hear
so you drop all you defenses, and you drop all your fears and you trust me
completely, I'm perfect in every way
'cause I make you feel so strong and so powerful inside
you feel so lucky
but your ego obscures reality that you never bothered to
wonder why things are going so well
you want to know why?
'cause I'm a liar, yeah, I'm a liar
I'll tear (rip) your mind up, I'll burn your soul
I'll turn you into me, I'll turn you into me
'cause I'm a liar, a liar, a liar, a liar...
I'll hide behind a smile and understanding eyes
and I'll tell you things that you already know so you can say:
I really identify with you, so much
and all the time that you're needing me is just the time
that I'm bleeding you, don't you get it yet?
I'll come to you like an affliction then I'll leave you like an addiction
you'll never forget me... you wanna know why?
I don't know why I feel the need to lie and cause you so much pain
maybe it's something inside, maybe it's something I can't explain
'cause all I do is mess you up and lie to you
I'm a liar, ooh, I'm a liar
but if you'll give me another chance I swear I'll never lie to you again
'cause now I see the destructive power of a lie,
they're stronger than truth
I can't believe I ever hurt you, I swear I will never lie to you again
please, just give me more chance, I'll never lie to you again, no,
I swear, I will never tell a lie, I will never tell a lie, no, no
Ha Ha Ha Ha Ha Ha Ha Ha Ha! Sucker! Sucker! Sucker!
I am a liar, yeah, I am a liar, yeah, I am a liar
I lie you, I feel good, I am a liar, yeah
I lie I lie I lie I lie ooh, I lie, yeah, I lie
I'm a liar, I lie, I like it, I feel good, I like it, and again
I like it again and I'll keep lying, I'll promise
aus dem Album: Rollins Band - Weight
Dienstag, 11. Mai 2010
Sonntag, 4. April 2010
Wölfe mitten im Mai
August, der Schäfer, hat Wölfe gehört,
Wölfe mitte im Mai
- zwar nur zwei -
doch der Schäfer, der schwört,
sie hätten zusammen das Fraßlied geheult,
das aus früherer Zeit,
und er schreit,
und sein Hut ist verbeult.
Schreit: "Rasch, holt die Sensen, sonst ist es zu spät.
Schlagt sie tot, noch ehe der Hahn dreimal kräht."
Doch wer hört schon auf einen alten Hut
und ist auf der Hut - und ist auf der Hut.
August der Schäfer, ward niemehr gesehn,
nur sein alter Hut
voller Blut
schwamm im Bach. Cirka zehn
hat dann später das Dorfhexenkind
nachts im Steinbruch entdeckt,
blutbefleckt
und die Schnauzen im Wind.
Dem Kind hat die Mutter den Mund zugehext,
hat geflüstert: "Bist still oder du verreckst.
Wer den bösen Wolf nicht vergißt, mein Kind,
bleibt immer ein Kind - bleibt immer ein Kind."
Schon schnappten Hunde den Wind, und im Hag
rochen Rosen nach Aas.
Kein Schwein fraß.
Eulen jagten am Tag.
Hühner verscharrten die Eier im Sand,
Speck im Fang wurde weich,
aus dem Teich
krochen Karpfen an Land.
Da haben die Greise zahnlos gelacht
gezischelt: "Wir haben´s gleich gesagt.
Düngt die Felder wieder mit altem Mist,
sonst ist alles Mist - sonst ist alles Mist."
Dann, zu Johannis, beim Feuertanz
-keiner weiß heut mehr wie-
waren sie
plötzlich da. Aus Geäst
sprangen sie in den Tanzkreis; zu schnell
bissen Bräute ins Gras,
und zu blaß
schien der Mond; aber hell,
hell brannte Feuer aus trockenem Moos,
brannte der Wald bis hinunter zum Fluß.
"Kinder, spielt, vom Rauch dort wissen wir nichts
und riechen auch nichts - und riechen auch nichts."
"Jetzt kommen Zeiten, da heißt es, heraus
mit dem Gold aus dem Mund.
Seid klug und
wühlt euch Gräben ums Haus.
Gebt eure Töchter dem rohesten Knecht,
jenem, der auch zur Not
nicht nur Brot
mit den Zähnen aufbricht."
So sang der verschmuddelte Bauchladenmann
und pries Amulette aus Wolfszähnen an.
"Wickelt Stroh und Stacheldraht um den Hals
und haltet den Hals - und haltet den Hals."
Was ist dann doch in den Häusern passiert?
Bisse in Balken und Bett.
Welches Fett
hat den Rauchfang verschmiert?
Wer gab den Wölfen die Kreide, das Mehl,
stäubte die Pfoten weiß?
Welcher Geiß
glich dem Ziegengebell?
Und hat sich ein siebentes Geißlein versteckt?
Wurden Wackersteine im Brunnen entdeckt?
Viele fragen, die nur einer hören will,
der stören will - der stören will.
Doch jener Knecht mit dem Wildschweingebrech
-heut ein Touristenziel-
weiß, wieviel
da geschah. Aber frech
hockt er im Käfig, frißt Blutwurst und lacht,
wenn man ihn fragt. Und nur
Schlag Null Uhr
zur Johannisnacht,
wenn von den Bergen das Feuerrad springt,
die Touristenschar fröhlich das Fraßlied singt,
beißt er wild ins Gitter und schreit: "Schluß mit dem Lied,
´s ist ein garstig Lied - ´s ist ein garstig Lied."
August, der Schäfer, hat Wölfe gehört,
Wölfe mitten im Mai
-mehr als zwei-
doch der Schäfer, der schwört,
sie hätten zusammen das Fraßlied geheult,
das aus früherer Zeit,
und er schreit,
und sein Hut ist verbeult.
Schreit: "Rasch, holt die Sensen, sonst ist es zu spät.
Schlagt sie tot noch ehe der Hahn dreimal kräht."
Doch wer hört schon auf einen alten Hut
und ist auf der Hut - und ist auf der Hut.
Freitag, 26. März 2010
Slavoj Žižek über die Ideologie der Toilette
Montag, 15. März 2010
Blues run the game
Milk and Honey
Gold and silver is the autumn
Soft and tender are her skies
Yes and no are the answers
Written in my true love's eyes
Autumn's leaving and winter's coming
I think that I'll be moving along
I've got to leave her and find another
I've got to sing my heart's true song
Round and round the burning circle
All the seasons: one, two, and three
Autumn comes and then the winter
Spring is born and wanders free
Gold and silver burn my autumns
All too soon they'd fade and die
And then, oh there are no others
Milk and honey were their lies
(Jackson C. Frank, 1965)
Sonntag, 7. März 2010
Think.
Distortion. Despair. Destroy. Deconstruction. Dispatches. Disillusion.
Revolt. Repair. Reconstruct. React. Reinvent. Recreate. Restrain.
Feel. Fill. Fool. Free. Fear. Fly.
Amaze. Attract. Attend. Affair. Appeal.
Sing. Stop. Stand. Stare. See. Sign. Suck.
It. Is. Illuminated. Intellectual. Indifferent.
Nothing. Never. No. Nearly. Never.
Hurt. Hear. Have. Hitler. Hunger. Heal. Heart.
Montag, 22. Februar 2010
Atom
der Verlust der klaren Sicht,
Welt zerspringt, zerfällt, zerbricht.
Straßen voller Fehlversuche,
Farben, Töne und Gerüche -
verflucht, verschwunden und vergessen.
Hier ist dort ist nirgendwo,
ist Welt, ist All, ist schwarzes Loch,
Mensch entwischt, enfleucht, entschwunden.
Montag, 15. Februar 2010
Sonntag, 7. Februar 2010
Wirrwar
ein Knarzen, Knacken, Kratzen, Keuchen,
die Idee, das Wort, die Sprache thronen,
drängen drastisch - kein Entfleuchen!
Aus all dem Wust wird wirres Surren,
Namen schwirren durch den Raum,
ein Motzen, Kichern, lautes Murren -
wer hält die Wortgefechte noch im Zaum?
Montag, 18. Januar 2010
Essentielle Musikvideos Teil 3
Bob Dylan - Subterranean Homesick Blues (1965)
Johnny's in the basement
Mixing up the medicine
I'm on the pavement
Thinking about the government
The man in the trench coat
Badge out, laid off
Says he's got a bad cough
Wants to get it paid off
Look out kid
It's somethin' you did
God knows when
But you're doin' it again
You better duck down the alley way
Lookin' for a new friend
The man in the coon-skin cap
In the big pen
Wants eleven dollar bills
You only got ten
Maggie comes fleet foot
Face full of black soot
Talkin' that the heat put
Plants in the bed but
The phone's tapped anyway
Maggie says that many say
They must bust in early May
Orders from the D. A.
Look out kid
Don't matter what you did
Walk on your tip toes
Don't try "No Doz"
Better stay away from those
That carry around a fire hose
Keep a clean nose
Watch the plain clothes
You don't need a weather man
To know which way the wind blows
Get sick, get well
Hang around a ink well
Ring bell, hard to tell
If anything is goin' to sell
Try hard, get barred
Get back, write braille
Get jailed, jump bail
Join the army, if you fail
Look out kid
You're gonna get hit
But users, cheaters
Six-time losers
Hang around the theaters
Girl by the whirlpool
Lookin' for a new fool
Don't follow leaders
Watch the parkin' meters
Ah get born, keep warm
Short pants, romance, learn to dance
Get dressed, get blessed
Try to be a success
Please her, please him, buy gifts
Don't steal, don't lift
Twenty years of schoolin'
And they put you on the day shift
Look out kid
They keep it all hid
Better jump down a manhole
Light yourself a candle
Don't wear sandals
Try to avoid the scandals
Don't wanna be a bum
You better chew gum
The pump don't work
'Cause the vandals took the handles
Sonntag, 17. Januar 2010
Hier ist kein Trost
Laß deine Blüten nur verblühen.
Mein Weg flutet und geht allein.
Zwei Hände sind eine zu kleine Schale.
Ein Herz ist ein zu kleiner Hügel,
um dran zu ruhn.
Du, ich lebe immer am Strand
und unter dem Blütenfall des Meeres,
Ägypten liegt vor meinem Herzen,
Asien dämmert auf.
Mein einer Arm liegt immer im Feuer.
Mein Blut ist Asche. Ich schluchze immer
vorbei an Brüsten und Gebeinen
den tyrrhenischen Inseln zu:
Dämmert ein Tal mit weißen Pappeln
ein Ilyssos mit Wiesenufern
Eden und Abraham und eine Erde
aus Nihilismus und Musik.
(Gottfried Benn)